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10. Dec 2015 - 18:05 Uhr

Restless Legs Syndrom: Endlich Ruhe in den Beinen - Nachbericht zum Lesertelefon (Q&A) vom 10.12.2015

Maria Altena, Professor Dr. med. Svenja Happe, Dipl. med. Safi Hazzan (v.li.)

Quelle: pr|nrw
Maria Altena, Professor Dr. med. Svenja Happe, Dipl. med. Safi Hazzan (v.li.)

Quelle: pr|nrw
Es zieht, juckt, reißt oder kribbelt tief in den Beinen, sobald man in Ruhe sitzt oder liegt. Die einzige Abhilfe scheint Bewegung zu sein. An Entspannung oder Schlaf ist nicht zu denken – sofort geht die Unruhe wieder los. Für Patienten mit einem Restless Legs Syndrom sind Ruhephasen eine Qual, obwohl sie sich Ruhe sehnlichst wünschen. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie beschreibt in ihren Leitlinien, dass zwischen drei und zehn Prozent der Bevölkerung unter einem Restless Legs Syndrom leiden. Damit ist RLS eine der häufigsten neurologischen Störungen überhaupt. Wie sich ein RLS behandeln lässt und die Beine wieder zur Ruhe kommen, dazu informierten die Experten am Lesertelefon:

URSACHEN/DIAGNOSE

Ich spüre oft abends eine Unruhe in den Beinen, sobald ich im Bett liege. Kann das ein RLS sein?
Maria Altena: Um es vereinfacht zu sagen: Wenn die Beschwerden nach dem Aufstehen, beim Stehen oder Umhergehen besser werden, dann liegt die Vermutung nahe, dass es sich um ein RLS handelt. Auf jeden Fall sollten Sie sich mit dieser Vermutung an Ihren Hausarzt oder noch besser an einen Neurologen wenden.

Wodurch wird ein RLS verursacht?
Prof. Dr. Svenja Happe: Wir verstehen die Ursachen noch nicht vollständig, wissen aber, dass Vererbung sowie Störungen im Dopamin- und Eisenstoffwechsel eine wesentliche Rolle spielen.

Kann eine Schwangerschaft ein RLS verursachen?
Prof. Dr. Svenja Happe: Ja, wir beobachten häufiger, dass während einer Schwangerschaft ein RLS auftritt – und das, obwohl die Frauen vorher niemals Symptome zeigten. Meist verschwindet das RLS nach der Entbindung wieder. Auch hier spielt der Eisenmangel eine Rolle, zumal der Eisenbedarf während der Schwangerschaft ohnehin erhöht ist. Die Zufuhr von Eisen ist deshalb ein wichtiger Bestandteil der Therapie.

Wie wird die Diagnose gestellt?
Dipl. med. Safi Hazzan: Maßgebend für die Diagnose sind Missempfindungen in den Extremitäten, vor allem in den Beinen. Sie treten in Ruheposition vorwiegend abends und nachts auf, führen zu Bewegungsdrang und bessern sich durch Bewegung. Aber auch Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit und Erschöpfung können ein Hinweis auf ein RLS sein. Spezielle Fragebögen zur Patientenbefragung geben weiteren Aufschluss, unter anderem über eine mögliche Vererbung. Eine wichtige diagnostische Maßnahme ist der L-Dopa-Test: Reagieren die Betroffenen auf das Medikament, liegt mit hoher Sicherheit ein RLS vor. Ergänzend kommt eine Schlafuntersuchung in Betracht, um die Diagnose zu erhärten.

Ist ein RLS erblich bedingt?
Prof. Dr. Svenja Happe: Bei 60 bis 80 Prozent der Betroffenen gibt es in der Familie Menschen mit RLS. Zwar gibt es nach aktuellem Stand der Wissenschaft nicht das eine Gen, das RLS bedingt, aber erste genetische Risikofaktoren sind identifiziert.

BEHANDLUNG

Wie wirken die Medikamente gegen RLS?
Prof. Dr. Svenja Happe: Es gibt unterschiedliche Ansätze: Um das Dopaminsystem zu unterstützen, kommen L-Dopa sowie sogenannte Dopaminagonisten zum Einsatz. Sie sind das Mittel der ersten Wahl, bereits aus der Parkinson-Therapie bekannt und in ihrer Wirkung gut untersucht. Wirksam können auch bestimmte Antiepileptika sein, also Medikamente, die in der Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden. Hier sind die Wirkmechanismen bislang nicht genau bekannt und es liegt in Deutschland keine Zulassung für RLS vor. Belegt ist zudem die Wirksamkeit eines Opioid-Kombinationspräparats, das eingesetzt werden kann, wenn Patienten auf andere Therapieformen nicht ansprechen.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Prof. Dr. Svenja Happe: Anders als bei Parkinson werden die Dopaminergika bei RLS relativ niedrig dosiert und die Nebenwirkungen sind entsprechend geringer. Treten Nebenwirkungen auf, sind es meist Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Beinödeme und teilweise Müdigkeit. Wird der Wirkstoff über ein Pflaster abgegeben, kann es zu lokalen Hautreaktionen kommen. Bei der Gabe von Opioiden kann es zu Benommenheit, Übelkeit oder Verstopfung kommen.

Wann und wie lange muss ich die Medikamente einnehmen?
Dipl. med. Safi Hazzan: Die Verordnung von Medikamenten hängt vom Grad der Beschwerden ab. Erst wenn die Beschwerden zu Schlafstörungen und Störungen der Entspannungszeiten führen oder wenn die Missempfindungen und mögliche Schmerzen die Lebensqualität beeinträchtigen, werden Medikamente verordnet. Je nach Dauer der Beschwerden werden diese phasenweise oder regelmäßig eingenommen.

Kann Stress die Symptome bei RLS verstärken?
Maria Altena: Wie bei jeder chronischen Erkrankung kann auch hier Stress zu einer Verstärkung der Symptome führen. Umgekehrt können Maßnahmen der Stressvermeidung zu einer Besserung der Beschwerden führen.

Mein Arzt hat mir zusätzlich eine Kombination aus Eisen und Vitamin C verordnet. Warum?
Prof. Dr. Svenja Happe: Eisenmangel ist ein bekannter Auslöser des RLS oder er kann ein bestehendes RLS verstärken. Die Zufuhr von Eisen ist deshalb ein wichtiges Therapie-Element. Damit Eisen vom Körper besser aufgenommen werden kann, wird es mit Vitamin C kombiniert.

Hilft Akupunktur bei RLS?
Dipl. med. Safi Hazzan: Es gibt sicherlich Betroffene, die über eine vorübergehende Linderung unter Akupunktur berichten. Ich sehe in meiner Praxis jedoch viele Patienten, die unter diesem Verfahren von keinem Therapieerfolg berichten. Eine fachmännische Diagnostik sollte vor jeder Therapieentscheidung den Vorrang haben.

Welche alternativen Therapien gibt es?
Dipl. med. Safi Hazzan: Bewegung ist nicht nur im Allgemeinen, sondern gerade beim RLS zu empfehlen. Spaziergänge abends, Entspannungstraining, Yoga und Stressprophylaxe tragen zu mehr Lebensqualität bei. Wechselbäder, Alkoholverzicht, ausgewogene Ernährung und die Schlafhygiene sind hilfreich. Unter homöopathischen Mitteln wie Baldrian oder Dr. Schüßler-Salzen – etwa Magnesium phosphoricum D6 und Zincum chloratum D6 – berichten einige Patienten mit leichten Beschwerden von einer Linderung der Symptome und Besserung des Schlafes. Bei freikäuflichen Medikamenten sollten Nebenwirkungen dringend beachtet werden.

AUGMENTATION

Früher kamen die Beschwerden erst nach längerer Ruhezeit, heute schon nach ein paar Minuten…
Maria Altena: Die Beschwerden bei einem RLS unterliegen gewissen Schwankungen, können mal stärker und dann wieder weniger ausgeprägt sein. Allerdings kann eine dauerhafte Verschlechterung auch die Folge einer so genannten Augmentation sein, die eine Therapieumstellung erfordern kann.

Die Behandlung hat bei mir gut angeschlagen, aber jetzt habe ich das Gefühl, die Wirkung lässt nach…
Dipl. med. Safi Hazzan: Unter bestimmten Therapeutika wie zum Beispiel Levodopa kann es bereits kurz nach Behandlungsbeginn oder auch viel später zu einer Verstärkung und Ausbreitung der RLS-Beschwerden kommen, die eine Therapieumstellung auf ein anderes Medikament erforderlich machen. In vielen Fällen hat sich der Wechsel auf einen langwirksamen Dopaminagonisten bewährt.

Seit kurzer Zeit spüre ich die Unruhe auch in den Armen. Was bedeutet das?
Prof. Dr. Svenja Happe: Zum einen kann es sich dabei um ein Fortschreiten der Krankheit handeln, zum anderen sollte man an eine Augmentation denken. Damit bezeichnen wir eine paradoxe Wirkung auf die Einnahme vor allem von L-Dopa, aber auch Dopaminagonisten. Obwohl die Symptome zunächst unter Medikamentengabe nachlassen, treten sie irgendwann auch am Tag auf oder sie weiten sich auf andere Körperteile aus – vor allem die Arme.

Wie wird die Behandlung bei Augmentation umgestellt?
Prof. Dr. Svenja Happe: Bei schweren Formen der Augmentation stellt man die medikamentöse Therapie um: Nimmt der Patient L-Dopa ein, wechselt man zu einem Dopaminagonisten, nimmt er bisher einen Dopaminagonisten ein, stellt man die Therapie auf ein Opioid-Kombinationspräparat oder Antiepleptika um – letztere sind in Deutschland aber nicht für die Therapie von RLS zugelassen.

BESCHWERDEN AM TAG

Ich habe zunehmend auch tagsüber Beschwerden, kann kaum mehr ruhig am Schreibtisch sitzen…
Dipl. med. Safi Hazzan: Hier ist einerseits an eine Zunahme der RLS-Beschwerden oder an Augmentation zu denken. In beiden Fällen hilft die Behandlung oder eine Therapieumstellung auf ein langwirkendes Medikament. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie bestätigt, dass bei Symptomen tagsüber die Pflasterapplikation aufgrund der kontinuierlichen Wirkstoffabgabe von Vorteil sein kann. Eine allgemeine Verschlechterung kann auch durch eine andere Ursache wie zum Beispiel einen neu aufgetretenen Eisenmangel zustande kommen.

Ich schlafe zwar trotz zappeliger Beine irgendwann ein, bin aber tagsüber ständig müde…
Dipl. med. Safi Hazzan: Ein „verstecktes“ oder im Schlaf wenig bemerkbares RLS sind wichtige Ursachen des nicht-erholsamen Schlafes. Es kann auch sein, dass die verordneten Medikamente keine ausreichende Wirkdauer für die gesamte Nacht aufweisen. In diesen Fällen sollte unbedingt an ein langwirksames Medikament gedacht werden.

SELBSTHILFE

Wie kann ich mich mit anderen Menschen mit RLS austauschen?
Maria Altena: In vielen Orten in Deutschland existieren RLS-Selbsthilfegruppen, die zu Gesprächsrunden und anderen Aktivitäten einladen. Eine alternative Kontaktmöglichkeit bietet das RLS-Diskussionsforum der Deutschen Restless Legs Vereinigung. Sie erreichen die Webseite der Vereinigung unter www.restless-legs.org unter dem Thema „Selbsthilfegruppen“.

Welche Unterstützung kann ich von einer Selbsthilfegruppe erwarten?
Maria Altena: In einer RLS Selbsthilfegruppe kommen Menschen mit ähnlichen Beschwerden zusammen – und das ist eine große Hilfe. Denn niemand kann die geschilderten Beschwerden so gut nachempfinden wie andere RLS Patienten. Man kann hier erleben, dass geteiltes Leid tatsächlich halbes Leid ist. Nach einem Besuch der Selbsthilfegruppe fühlt man sich nicht nur getröstet und gestärkt – man wird auch mit wertvollen Tipps und Fachwissen versorgt.


Infokasten

Angeklickt: RLS-Infos im Netz

Deutsche Restless Legs Vereinigung
Die 1995 gegründete Deutsche Restless Legs Vereinigung e.V. zählt über 4.000 Mitglieder und ist Anlaufstelle für Betroffene, Ärzte, Wissenschaft und Öffentlichkeit. 120 Selbsthilfegruppen organisieren die Arbeit mit und von Betroffenen vor Ort. Der Verein unterstützt seine Mitglieder durch die Herausgabe einer Mitgliederzeitung, eine regelmäßige Hotline mit RLS-erfahrenen Ärzten, Leitfäden zu ausgesuchten Themen sowie Vortragsveranstaltungen zum Thema RLS. Die fachliche Qualität der Informationen stellt ein medizinisch-wissenschaftlicher Beirat sicher, dem angesehene Wissenschaftler und Spezialisten auf dem Gebiet der RLS–Forschung angehören.
www.restless-legs.org

RLS gut behandeln
Das Unternehmen UCB Pharma GmbH hat auf seinem Themenportal umfangreiche Informationen zu Symptomen, Diagnose und Therapie des RLS zusammengestellt. Ergänzt werden die Informationen um einen Blog mit Tipps zum Umgang mit der Erkrankung, zum Beispiel zu Ernährung, Sport und Beruf. Zum kostenlosen Download steht ein E-Book mit sozialrechtlichen Informationen für Menschen mit chronischen Erkrankungen und deren Angehörige zur Verfügung.
www.rls-gut-behandeln.de

ÄZQ – Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin
Das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung fasst verständlich formulierte Informationen zum Krankheitsbild RLS zusammen. Erkrankung, Ursachen, Untersuchungen und Behandlung werden in kompakter Form erläutert. Patienten erfahren, was sie selbst tun können und haben die Möglichkeit, alle Inhalte als Kurzinformation kostenlos herunterzuladen.
www.patienten-information.de/kurzinformationen


Buchtipp

Wenn die Beine Kopf stehen –
Das Leben mit dem Restless Legs Syndrom
Dokumentation, Nachschlagewerk, Ratgeber

Wenn sesshafte Gesellschaft auf Nachtwanderer trifft, man sich fühlt, als stünde man in einem Ameisenhaufen und die eigene Umgebung denkt, man sei bekloppt ... dann hat man aller Wahrscheinlichkeit nach das Restless Legs Syndrom, RLS.

Nach einer Idee von Lilo Habersack, Sandra Hachmann, Boris Kochan und Liane Zimmermann
verlegt in Kooperation von Deutsche Restless Legs Vereinigung und prokonVERLAG

118 Seiten, EUR 22,80
www.prokonverlag.de


Die Experten am Lesertelefon waren:

Professor Dr. med. Svenja Happe, Chefärztin der Neurologischen Klinik der Klinik Maria Frieden Telgte, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Restless Legs Vereinigung (RLS e.V.)
Dipl. med. Safi Hazzan, Kompetenzzentrum RLS und Beinschmerzen, Düsseldorf
Maria Altena, RLS-Patientin und Leiterin der RLS-Selbsthilfegruppe Neuss


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