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Kreis Emmendingen - Emmendingen

1. Aug 2014 - 18:10 Uhr

Gedenkveranstaltung 100 Jahre Erster Weltkrieg– Kranzniederlegung am Denkmal im Stadtgarten Emmendingen

Gedenkveranstaltung 100 Jahre 1. Weltkrieg: Das Denkmal im Emmendinger Stadtgarten
Gedenkveranstaltung 100 Jahre 1. Weltkrieg: Das Denkmal im Emmendinger Stadtgarten
Mit einer Gedenkfeier wurde heute am Denkmal im Stadtgarten an den Beginn des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren gedacht. Neben Oberbürgermeister Stefan Schlatterer waren auch Bürgermeister Marcel Bauer aus Sélestat, Landtagsabgeordnete Sabine Wölfle, der Erste Landesbeamte des Landkreises Emmendingen Hinrich Ohlenroth, Vertreter der Volksbank und Sparkasse, Rechtsanwalt Uwe Herrigel, Notar Reinhard Stopfkuchen, die Fraktionssprecher Ute Haarer-Jenne (Grüne) und Thomas Fechner (SPD) sowie viele Bürger gekommen.

Oberbürgermeister Stefan Schlatterer ließ viele Erinnerungen aufleben an eine Kriegszeit mit schrecklichen Auswirkungen, die das Leben aller Emmendinger veränderten. Zitat zum Abschluss: “Die Erinnerung an die unzähligen Toten, die aus Fanatismus geopfert wurden, die Erinnerung an die unzähligen Opfer, deren Lebensfaden jäh abgerissen wurde ist uns Verpflichtung, uns für eine bessere Welt zu engagieren.
Um unseren Außenminister Frank-Walter Steinmeier zu zitieren: "Für eine Welt ohne Schlachtfelder und neue Soldatenfriedhöfe“.

Auch der Bürgermeister von Sélestat, Marcel Bauer, sprach an, wie wichtig es sei, aus dieser Zeit eine Lehre zu ziehen, und deutsch-französische Fehler zu überwinden.

2014 – 100. Jahrestag des Beginns des 1. Weltkrieges
2014 - 75 Jahre seit Beginn des 2. Weltkrieges
2014 - vor 25 Jahren fiel die Berliner Mauer

Die Geschehnisse müssten eine Warnung für jedermann sein! Man dürfe nie vergessen, was alles passieren kann, wenn die Orientierung verloren geht – sei es bei den politisch Verantwortlichen, als auch bei der Bevölkerung. Schaue man sich die Geschehnisse in der Welt an, kann man nur feststellen: "Unser Planet ist noch lange kein sicherer Ort!"

Pfarrer Georg Metzger erinnerte auch an eine Konferenz, die damals kurz vor Ausbruch des Krieges in Konstanz stattfand. Christen aus verschiedenen Ländern versuchten, den drohenden Krieg abzuwenden, weil sie Kriege grundsätzlich für unvereinbart mit dem Geist Christi hielten. Der durch nichts aufzuhaltende, von den Regierenden so gewollte Kriegsausbruch führte dann zum Abbruch des damaligen Treffens.

Gemeinsam gedachte man dann dann mit einer Schweigeminute und der Kranzniederlegung durch Oberbürgermeister Stefan Schlatterer mit Marcel Bauer der Toten.

Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung von Angelika Kuen-Durando und Gianluigi Durando. Während der Kranzniederlegung spielte Harald Metzger „Ich hatte einen Kameraden“.

Rede von Pfarrer Metzger in der Bildergalerie!


..................................RegioTrends-Service: Rede von OB Schlatterer

-Es gilt das gesprochene Wort-

Gedenkveranstaltung zum 100. Jahrestag des Beginns des 1. Weltkrieges für Deutschland am 1.8.1914

Sehr geehrte Damen und Herren, lassen sie mich zu Beginn unserer Gedenkstunde einige Gäste besonders begrüßen:
Ich heiße herzlich willkommen meinen französischen Kollegen aus Selestat, Herrn Bürgermeister Marcel Bauer!
Ich begrüße ganz besonders aus Herrn Rudolf Kahn mit seinem Sohn und Enkel, der aus NewYork heute in seine Heimatstadt gekommen ist. Er ist heute auch deshalb hier, um zwei seiner Familienangehörigen, deren Namen hier an diesem Denkmal festgehalten sind, zu gedenken.
Ich begrüße unsere Landtagsabgeordnete Frau Sabine Wölfle und den 1. Landesbeamten des des Landkreises Emmendingen, Herrn Hinrich Ohlenroth

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!
Heute vor 100 Jahren, am 1. August 1914 erklärte Deutschland in gedankenloser Bündnistreue zu Österreich-Ungarn, Russland den Krieg. Daraufhin erklärten England und Frankreich Deutschland den Krieg, die europäische Urkatastrophe nahm ihren Lauf.
Am Ende waren mehr als 17 Millionen Tote zu betrauern, viele Städte, Dörfer und Landschaften waren zerstört.

Ich danke Ihnen, dass Sie heute hierhergekommen sind, um der vielen Frauen, Männer und Kinder aus unserem Land, aus Frankreich und vielen anderen Ländern zu gedenken, die Opfer der Kriegsgewalt geworden sind. Sie alle mussten viel zu jung sterben, weil dem Frieden der Boden entzogen worden war. Verblendung und Ideologie hatten gegenüber rationaler Politik die Oberhand gewonnen.
Wir erinnern heute an eine schlimme Zeit deutscher und europäischer Geschichte. Wir erinnern an einen Krieg, wo erstmals über das „normale“ Töten hinaus, wenn man das so überhaupt sagen kann, mit dem Einsatz von Giftgas auf allerschlimmste Art und Weise Menschen sich gegenseitig umbrachten.
Wir erinnern an einen Stellungskrieg in den Gräben und Unterständen wie auf dem Hartmannsweiler Kopf, Ypern oder in Verdun. Noch heute ist dieses sinnlose gegenseitige Abschlachten den Landschaften anzusehen, auf denen bis heute kein Baum mehr so recht wachsen möchte.
Wir gedenken der gefallenen Soldaten und der getöteten Zivilisten; wir erinnern an Menschen, die in der Gefangenschaft oder auf der Flucht umkamen.
Allein Emmendingen hat 240 Gefallene des 1. Weltkrieges zu betrauern.
Das bedeutet statistisch, dass vier Jahre lang jeden 6. Tag eine Todesnachricht eine Familie in unserer Stadt erschütterte.
50 Kriegsteilnehmer kehrten nur noch verstümmelt nach Hause zurück. Ungeklärt ist bis heute auch das Schicksal von fünf russischen und einem belgischen Kriegsgefangenen, die hier in Emmendingen starben und begraben wurden.
Nur wenige Tage nach dem Kriegseintritt Deutschlands, am 9. August 1914, hatte die Stadt ihren ersten Toten zu beklagen. Es war der 31jährige Wilhelm Vogel, Buchhalter der Mühle Vollrath in der Romanai-Straße. Vogel hinterließ eine im 4. Monat schwangere Ehefrau, und einen 15 Monate alten Sohn. Viele Familien verloren ihre jungen Söhne oder ihre Väter. Der Justizaktuar Ludwig Bundschuh, der im Januar 1915 fiel, hinterließ neun Kinder, das jüngste wurde fünf Wochen nach seinem Tod geboren.
Der Krieg mit seinen schrecklichen Auswirkungen, auch auf die Zivilbevölkerung, hielt rasch Einzug und veränderte das Leben aller Bewohner Emmendingens. Zehn Tage nach der Mobilmachung am 12. August ging der erste französische Gefangenentransport durch Emmendingen. Anschließend wurde die Bürgerschaft ermahnt, es zu unterlassen, den Franzosen „Liebesgaben“ zu überreichen und Schluss zu machen mit dem „deutschen Humanitätsdusel“.
Bis zum 26. September, also sieben Wochen nach Kriegsbeginn, erreichte bereits der 3. Verwundetenzug die Stadt. Die Verletzten wurden in der Steinhalle und im Krankenhaus untergebracht, traumatisierte Soldaten kamen in die Psychiatrie. Ihnen drohte ein besonders schweres Schicksal.
Bei zunehmender Lebensmittelknappheit gegen Ende des Krieges erhielten sie und die anderen Patienten der Krankenanstalt immer weniger zu essen, so dass manche letztlich an Unterernährung gestorben sind.
Ich erinnere an die neun Emmendinger Juden des 1. Weltkrieges, die für hier Vaterland gekämpft haben und gefallen sind.
Sie Herr Kahn hatten nie die Gelegenheit, ihre beiden Onkel Alfred und Rudolph kennen zu lernen. Rudolph Kahn war in Freiburg Professor, bevor er in den Krieg zog. Auch der letzte jüdische Gemeindevorstand in unserer Stadt, Simon Veit, verlor seinen einzigen Sohn bereits am 10. Oktober 1914.
Wie die Geschichte weiter ging, wissen Sie alle. Die Herrenmenschen der braunen Diktatur konnten eine solche Vaterlandstreue nur schwer ertragen. Und so ist es kein Zufall, dass am Tag des Pogroms, am 10. November 1938, auf dem jüdischen Friedhof genau die Grabsteine mit Axtschlägen attackiert wurden, wo sich Hinweise auf Teilnehmer des 1. Weltkrieges befanden.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, uns führt heute die Trauer zusammen, verbunden mit dem Bestreben, die Opfer vor dem Vergessen zu bewahren. Denn wenn niemand mehr an sie denkt, dann sind sie endgültig tot, dann kann ihr Schicksal keinem mehr etwas sagen. Der heutige Tag hier soll ein Zeichen setzen: Und er fragt danach, welche Schlüsse sich aus der Vergangenheit ziehen lassen; er fragt, wo wir heute stehen und welche Werte uns wichtig sind.
Uns geht es um eine Welt, in der die Menschen in Frieden und Freiheit zusammenleben können. Uns geht es um ein Gedenken, das sich der Geschichte stellt und deshalb nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch auf die Gegenwart blickt.
Die meisten Konflikte und Gewaltausbrüche unserer Zeit tragen sich in Ländern und Regionen zu, die meist weit entfernt von uns liegen. Doch gehen sie uns deshalb nichts an? Meine Damen und Herren, es ist allein ein Gebot der Mitmenschlichkeit, nicht wegzuschauen. Aber es ist auch ein Gebot der Vernunft, zu versuchen, Krisen einzudämmen, denn Konflikte greifen oft und manchmal sehr schnell über ihren Ursprungsort hinaus.
Und vor allem müssen wir uns angesichts anhaltender Konflikte immer wieder fragen: „Tun wir genug und tun wir vor allem das Richtige, um Krieg, Gewalt und Terror heute und künftig zu vermeiden?“
Ist es nicht an der Zeit, genau zu analysieren, was militärische Interventionen wirklich bringen? Und müssen wir, wenn wir militärische Gewalt anwenden, nicht darüber diskutieren, wie Bundespräsident Joachim Gauck bei seinem Antrittsbesuch bei der Bundeswehr hervorhob, „ob wir mit ihr die gewünschten Ziele erreichen oder ob wir schlimmstenfalls neue Gewalt erschaffen“?
Es gibt, wie Gauck betonte, Situationen, in denen nur Gewalt bereits bestehende Gewalt unterbinden oder überwinden kann. Und es gibt auch Konflikte, die sich militärisch nicht lösen lassen, für viele Konflikte bieten Verhandlungen einen Weg, zu Lösungen zu kommen.
Auch jetzt, während wir uns zu einer stillen Stunde des Innehaltens, der Trauer und des Erinnerns versammelt haben, kämpfen woanders Menschen um ihr Leben oder sind in ihrer Freiheit bedroht. Und das unvorstellbarerweise sogar im Osten Europas. Die Frage nach Krieg und Frieden ist aktuell geblieben.
In Europa haben die Politiker, haben die Menschen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Untergang der Nazidiktatur auf Annäherung und Aussöhnung gesetzt. Dieser Weg war oft nicht leicht, aber er erwies sich als gangbar und wirkungsvoll. Er hat zu Verständigung und einer immer größeren Einigung geführt, er hat unserem von so vielen Kriegen geschüttelten Kontinent die längste Friedensepoche seiner Geschichte gebracht.
Die Versöhnung über den Gräbern, die 1945 fast utopisch wirkte, sie hat stattgefunden und dafür sind wir dankbar. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die einstigen Kriegsgegner den Jahrestag des Kriegsendes mittlerweile gemeinsam begehen und dass Jugendliche aus den sich damals feindlich gegenüberstehenden Staaten heute gemeinsam Kriegsgräber pflegen.
Auch junge Menschen, die kaum etwas über Krieg und Gewalt wissen, berührt es, wenn sie die langen Reihen der Gräberfelder sehen und wenn sie dann erkennen, dass viele der Gefallenen kaum älter waren, als sie jetzt sind. Junge Menschen zum Nachdenken über die Geschichte zu bewegen und ihnen den Wert von Frieden und Freiheit nahezubringen, das muss heute unser vordringlichstes Ziel sein. Denn an ihnen liegt es, Frieden und Freiheit auch künftig zu bewahren.
Das ist eine große Aufgabe. Deshalb sollten uns manche Entwicklungen in Europa bedenklich stimmen. Das Projekt Europa hat kaum noch Anziehungskraft. In den letzten Jahren haben nationalistische Stimmen zugenommen, in einigen Regionen werden ethnische Minderheiten bedrängt, Antisemitismus und Antiislamismus finden nahezu überall Widerhall. Dem müssen wir entgegenwirken.
Gerade wir. Denn wir wissen aus unserer Geschichte sehr genau, dass Freiheit und Demokratie nicht von allein entstehen und nicht von allein erhalten bleiben. Sie brauchen vielmehr Menschen, die sie erkämpfen und bewahren, die sie schützen und stärken. Die Werte, die wir schätzen und die die Grundlage unserer Gesellschaft bilden, sie sind keine selbstverständlichen Güter.
Die Erinnerung an die unzähligen Toten, die aus Fanatismus geopfert wurden, die Erinnerung an die unzähligen Opfer, deren Lebensfaden jäh abgerissen wurde, sie ist uns Verpflichtung, uns für eine bessere Welt zu engagieren, für, um unseren Außenminister Frank-Walter Steinmeier zu zitieren, für „eine Welt ohne Schlachtfelder und neue Soldatenfriedhöfe“.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, und bitte Sie, nun mit mir der Toten zu gedenken.

Vor dem Zeremoniell möchte noch mein französischer Kollege Herr Bürgermeister Marcel Bauer und dann Pfarrer Metzger noch das Wort an sie richten.


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