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RegioTrends

Schwarzwald-Baar-Kreis - Schonach

20. Jan 2010 - 17:54 Uhr

Skisport in Schonach - Von Schneeschuhfahrern bis zu Olympiasiegern und Weltmeistern

Farbcolorierte Bilder des Kunstverlages Gerling, Darmstadt. Ein Fotograf ist nicht bekannt. 
Die Bilder dürften zwischen 1905 und 1910 entstanden sein
Farbcolorierte Bilder des Kunstverlages Gerling, Darmstadt. Ein Fotograf ist nicht bekannt.
Die Bilder dürften zwischen 1905 und 1910 entstanden sein
Im Skidorf Nr. 1, wie die Schwarzwaldgemeinde Schonach oft genannt wird, konnten schon wiederholt Olympiasieger und Weltmeister triumphal empfangen werden. Diese Siege sind durch die Medienberichterstattung weltweit bekannt geworden und die Zahlen und Fakten sind bestens archiviert.

Doch wann und wie wurde der Skisport in Schonach entdeckt und wie hat er sich zu dem heutigen Stellenwert entwickelt? Eine erste Antwort hierauf ist aus einem alten Protokollbuch des Schonacher Skiclubs aus dem Jahre 1908 zu entnehmen. Dort beschrieb Schriftführer Hubert Sauter, wie die Schneeschuhe, wie die Skier damals genannt wurden, nach Schonach kamen. Lassen wir das Protokoll (in Auszügen) selbst sprechen:

„Es war im Jahre 1897, als Postverwalter Uhl die ersten Schneeschuhe nach Schonach brachte und wohl niemand hier kannte die damals praktische Verwendbarkeit derselben. Er selbst war noch Laie im Schneeschuhlaufen, scheute jedoch die jedem Anfänger blühenden Hautschürfungen nicht und brachte es bald zum feschen Skisportmann. Bald darauf ließ sich Ochsenwirt Weiss und Duffner Nachfolger Scherer zu diesem Sport bewegen, aber viele kritische Augen begegneten den jungen Sportlern wenn dieselben mit ihren langen Brettle bei Sturm und Eiseskälte Berg und Tal durchquerten.
Drei Jahre später verschaffte ich mir (Hubert Sauter) ein Paar Schneeschuhe, doch mir ging es auch nicht anders wie meinen Vorfahren, denn ich sah auf manchem Gesichte der Unkundigen ein Lächeln, als wäre das Schneeschuhlaufen eine Überspanntheit größter Art und trotz meiner Begeisterung für die Sache war ich dadurch in der Ausübung des Sports etwas gehemmt, bis ich im folgenden Winter 1904 mit meinen Freunden Edmund Schyle und Primus Scherer einen kleinen Ausflug nach der Wilhelmshöhe (Gasthaus) machte und mir die Schneeschuhe gerade hier treffliche Dienste leisteten.
Während sich meine Begleiter mit aller Anstrengung durch den metertiefen Schnee zur Höhe emporarbeiteten überschritt ich mit meinen Skiern die Schneefläche ohne jedes Einsinken mit Leichtigkeit, so dass Scherer und Schyle, überzeugt von den Vorteilen der Skier, entschlossen, sich alsbald Schneeschuhe anzueignen. Auf dem Rückweg beim Rebstockwirt Albert Schneider eingekehrt, zeigte auch dieser reges Interesse für den schönen Sport und alsbald wurden den drei neuen Anfängern des Skisports Schneeschuhe von Merkle in Freiburg verschafft.
Denselben Winter wurde dann noch eifrig geübt, kleinere Touren unternommen, und manchmal ging auch die Rede darüber, einen Skiclub, wie solche schon auswärts bestehen, zu gründen, doch nie kamen diese Vorschläge zur Ausführung, bis im Herbst 1905 auf Anregung des Ochsenwirts (Kosmas) Scherer ich auf letzteren Namen eine Einladung an Interessenten ergehen ließ, demzufolge sich 10 Männlein laut Protokollbuch Seite 3 im Ochsen einfanden und so die Gründung der jetzigen Ortsgruppe des Skiclub Schonach vor sich ging.“

Soweit das Protokoll. Am 6. Januar 1906 fand im Gasthaus Rebstock die eigentliche Gründungsversammlung des Schonacher Skiclubs statt, in der sich insgesamt zwölf Männer mit ihrer Unterschrift als Vereinsgründer eintrugen. Das erste Skifest fand nur wenige Wochen später am 18. Februar 1906 statt, bei dem viele „Gäste und Freunde von nah und fern“ kamen. Mit einem Skifackelzug wurde dieser Sonntag eröffnet und bei herrlichstem Winterwetter begannen ab 13.00 Uhr die Rennen. Ein Wanderlauf führte über fünf Kilometer von der Holzeck, Laubeck, Wilhelmshöhe zum Hirzflecken. Sieger wurde Otto Merkle aus Freiburg in einer Zeit von 49 Minuten und 55 Sekunden. Der Skiclub-Chronist merkte hierzu an, dass dies eine anerkennenswerte Leistung sei, wenn man noch die steilen Höhen und den am Nachmittag klebenden Schnee in Betracht zieht. Die größte Freude am Fest, so die Protokollauszüge, hatte die Jugend. Am Rennen beteiligten sich 104 Knaben. Schließlich bildeten die Sprungläufe, wie das Skispringen früher genannt wurde, den Schluss der Rennen und die Skiläufer zogen nach den Wettkämpfen unter Begleitung der Musikkapelle vom Festplatz zum Gasthaus Ochsen; wo die Preisverteilung begann.
Nachzutragen bleibt hier, dass beim 2. Skifest am 13. Januar 1907 sich bereits die ersten neun Damen beteiligten und „Fräulein Meta Burger“ erste Siegerin wurde. Auch ist die Siegerweite beim Sprunglauf bei diesem 2. Skifest mit 18,5 Metern angegeben. Sieger wurden hier im Übrigen die Herren Stolz und Schmalz aus Freiburg, was auf die schon frühe überregionale Bedeutung hinweist.

In den darauf folgenden Jahren wurde offensichtlich sehr viel Wert auf eine professionelle Ausbildung gelegt. Nur so ist es zu erklären, dass zum Beispiel im Winter 1908/09 für die Leitung der Skikurse ein Herr Stutz aus Eppingen gewonnen werden konnte. Hierfür erhielt der junge Verein immerhin stolze 30 Mark Unterstützung vom „Hauptverein“, dem Skiclub Schwarzwald mit Sitz in Freiburg. Es folgten nun auch regelmäßige Ski-Veranstaltungen in Schonach und auch an „auswärtige“ Veranstaltungen nahmen Schonacher Ski-Sportler mit Erfolgen teil. Dass es auch früher auch schon mal Winter ohne Schnee gab zeigt ein Protokoll vom Winter 1911/12. Traurig wird hierin bilanziert, dass wegen Schneemangels nicht ein einziger Wettkampf veranstaltet werden konnte.

Infolge des Ersten Weltkrieges kam auch dieses Vereinsleben zum Erliegen. Zwischen Februar 1914 und Dezember 1920 gab es keinerlei im Protokoll festgehaltenen Aktivitäten.
Im Winter 1920/21 gab es endlich wieder Skiwettkämpfe. Allerdings wurde vermerkt, dass es „der heranwachsenden Jugend gründlich an Übung fehlt“.

Eine entscheidende Weichenstellung für die späteren Erfolge des Skidorfs Schonach war sicherlich das Jahr 1924. In einer Vorstandssitzung am 30. Oktober stellte Vorsitzender Arthur Schyle einen Antrag „auf Erstellung eines neuen Sprunghügels in der Kuttlematte im Langenwald und die dazu erforderlichen Geldmittel, die sich nach einem vorgelegten Voranschlag auf 200 Mark beliefen“. Dem Antrag wurde stattgegeben, die Schanze wohl in Rekordzeit gebaut und noch im darauf folgenden Winter folgte das Eröffnungsspringen. Stolz vermerkten die Skiclub-Schreiber, dass hier Weiten von 27 Metern gestanden wurden, während auf vergleichbaren Anlagen lediglich Spitzenweiten von 25 Metern erreicht wurden.

Die Kurverwaltung veranstaltete am 1. März 1931 zum ersten Mal einen Abfahrtslauf, der auf dem Rohrhardsberg ausgetragen wurde. Interessanterweise wurde ein gewisser Alfred Stober aus Freiburg Sieger. Just jener „Fredy“ Stober, der später die Geschicke des Schwarzwälder Skiverbandes auf viele Jahre hin prägen wird. Auch die Mannschaftswertung ging an die Wettkämpfer aus der Breisgaumetropole.
Ein Jahr später folgte auf der zwischenzeitlich umgebauten Langenwaldschanze ein Eröffnungsspringen, das Willi Becker aus Neustadt gewann. Erfreulich, dass dabei der Schonacher Artur Scherer mit 37 Metern die größte Weite erzielen konnte.
Im Jahre 1934 fand in Schonach ein Olympia-Trainingskurs mit 22 Springern und Läufern satt, dessen Leitung der Norweger Einstein Raabe innehatte. Letzterer zeigte seinen Schützlingen beim Abschluss-Springen eindrücklich, dass er ein großer Skispringer war, stellte er doch mit einer Weite von 43 einen neuen Schanzenrekord auf.

Die Schonacher Organisatoren schafften es erstmalig, am 19./20. Januar 1935 die Schwarzwaldmeisterschaft in das Skidorf zu holen. Wettbewerbe gab es sowohl im nordischen als auch im alpinen Bereich. Noch im selben Winter wurden dort auch die Bezirksjugendmeisterschaften ausgetragen.

Ein erneuter Umbau der Langenwaldschanze im Jahre 1937 zeigt, wie stets starke Anstrengungen notwendig waren, um den ständig neuen Anforderungen im Skisport Rechnung tragen zu können. Am 6. März erzielte der Schonacher Artur Scherer bei einer Kreismeisterschaft mit 55,5 Metern einen neuen Schanzenrekord.
Wie damals schon eine professionelle Jugendarbeit sportliche Früchte trug, zeigt sich in dem Geschäftsbericht 1938/39. „Besondere Erwähnung verdient die Leistung unseres jugendlichen (Adolf) Petrino, Nachwuchsläufer und Springer, der sich bei den Reichs- (Deutschen) Jugendwettkämpfen in Garmisch-Partenkirchen in der Abfahrt- und Torlaufkombination Klasse B den Titel des Reichssiegers erkämpfen konnte“.

Die Zeit um den Zweiten Weltkrieg bedeutete erneut, dass viele sportliche Aktivitäten eingeschränkt waren. Protokolle aus den Jahren 1939 bis 1946 sind spärlich.
Doch bereits im Winter 1947/48 konnte erneut ein Schonacher Erfolg vermeldet werden, wurde doch Otto Pfaff Schwarzwaldmeister in der Nordischen Kombination. Erstmalig nach dem Krieg fand am 13. März 1949 auf der Langenwaldschanze ein Wanderpreisspringen statt. Sportsmann und Bildhauermeister Otto Pfaff konnte hier den von ihm geschaffenen Wanderpreis seinem Skiclub-Kollegen und Sieger Adolf Petrino überreichen.

Wie sehr der Skisport nach dem Zweiten Weltkrieg beliebt war zeigt sich auch daran, dass die kleine Nachbargemeinde Rohrhardsberg mit ihren damals rund 200 Einwohnern am 10. November 1952 den Skiverein Rohrhardsberg gründete. Bald darauf konnte auch die vereinseigene „Obertalschanze“ eingeweiht werden. Das jährliche verbandsoffene Springen um den Otto-Kuner-Pokal am Zweiten Weihnachtsfeiertag war stets auch ein Höhepunkt im Schwarzwälder „Ski-Zirkus“.

Auch wenn in Schonach und Rohrhardsberg viel in den alpinen Skisport investiert wurde, lief der Trend in den 1960er Jahren doch eindeutig „Richtung Nordisch“. In Schonach gelang es den Organisatoren bald, sich bei Skiverband Schwarzwald und auch beim Deutschen Skiverband sich Respekt bei den durchgeführten Wettkämpfen zu verschaffen. Nach mehreren erfolgreich durchgeführten Wettkämpfen um die Nordischen Schwarzwaldmeisterschaften entschlossen sich 1967 die Skizunft Brend und der Skiclub Schonach zu einer gemeinsamen Kombinationsveranstaltung unter der Bezeichnung „Internationale Skiwettkämpfe Schonach/Neukirch“. Der Schwarzwald-Pokal war geboren! Ab 1971 wurde die „Internationale Nordische Kombination um den Schwarzwaldpokal“ alleine von den Schonachern ausgerichtet. Nicht unerwähnt bleiben darf die Tatsache, dass die Spitzenportler von Schonach und Rohrhardsberg seit vielen Jahren im gemeinsamen „Ski-Team Schonach-Rohrhardsberg“ antreten.

Der Schwarzwaldpokal wurde bald zu einer der begehrtesten Trophäe im internationalen Nordischen Skisport, auch wohl deshalb, weil sich der von Bildhauer Prof. Klaus Ringwald geschaffene und von Ernst Schmieder gestiftete Bronzepokal mit eingearbeiteten Bergkristallen von anderen vergleichbaren Pokalen abhob und bei den Athleten und den Offiziellen gleichermaßen beliebt war. So konnte im Jahre 2007 das 40jährige Jubiläum gefeiert werden. Der bekannte Sportjournalist Peter Hettich vermerkte hierzu geradezu euphorisch: „40 Jahre ganz jung geblieben. Der Schonacher Schwarzwaldpokal hat allen Stürmen getrotzt“.

Unvergessen bleiben insbesondere auch die Siegerehrungen und vor allem das anschließende „Festeln“ bis tief in die Nacht. Nahezu die gesamte Bevölkerung drängte sich dabei um die Stars der Nordischen Kombination und auch die die jungen Athleten waren sich nie zu schade, um auf der Bühne die eine oder andere Gaudi mitzumachen.

So war es eigentlich nur „logisch“, dass man den Schonachern schon zweimal die Junioren-Weltmeisterschaft ausrichten ließ. Diese wurden in bewährter Weise in den Jahren 1981 und 2002 unter jeweils großer Medienbegleitung durchgeführt.

Auch für den Breitensport wurde vieles investiert. Bereits 1966 wurde der erste Schonacher Skilift am Winterberg in Betrieb genommen. Zwei weitere Lifte wurden am selben Hang in den Jahren 1969 und 1971 errichtet, wobei der Skilift „Winterberg III“ seit 1992 nicht mehr in Betrieb ist.
Auch am Rohrhardsberg läuft seit 1971 ein Skilift mit immerhin 800 Metern Schlepplänge und 1000 Metern Abfahrtsstrecke.
Auch sind die Loipen „Rund um Schonach“ nach wie vor sehr beliebt. Ein „bequemer“ Einstieg ist vom neuen Loipenhaus im Wittenbachtal möglich; Parklätze sind vorhanden.

Auch wenn die Klimaforscher immer wärmere Winter mit immer weniger Schnee vorhersagen sind die schneereichen Winter der vergangenen Jahrzehnte vor allem bei den Älteren noch in guter Erinnerung.
Denn - ohne Winter ist der Schwarzwald halt nur ein „halber Schwarzwald“.

Gleichwohl: Am Wochenende (23./24. Januar 2010) heißen die Organisatoren erneut die Weltelite der Nordischen Kombination zur nunmehr 44. Auflage der FIS Weltcup Wettkämpfe um den Schwarzwaldpokal Schonach Herzlich Willkommen.


Wolfgang Schyle
Archivar (ehrenamtlich) der Gemeinde Schonach
Im Dezember 2008 / ergänzt Januar 2010


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