Wer mit Holz baut, begibt sich nicht auf den Holzweg. Im Gegenteil: Das natürliche Baumaterial bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten - auch und gerade bei öffentlichen Gebäuden. Das wurde bei einer Informationsveranstaltung der “Clusterinitiative Forst und Holz Baden-Württemberg” heute Nachmittag im Bauinformationszentrum BIZZZ in Gutach-Bleibach deutlich. Dabei zeigte sich wieder einmal: Das BIZZZ ist die richtige Adresse für alle, die es beim Bauen ganz genau wissen wollen und auch mal über den Tellerrand hinaus denken.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Cluster-Manager Uwe Andre Kohler, der zunächst die Ziele der Clusterinitiative skizzierte. Es gehe darum, die Verwendung von Holz als Rohstoff zu fördern, so Kohler, und alle Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette, vom Holzeinschlag bis zum fertigen Gebäude. Holz sei als Baumaterial nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch sinnvoll. In der öffentlichen Wahrnehmung spiele Bauen mit Holz derzeit noch nicht die Rolle, die ihm zukomme, so Kohler weiter. Deshalb freue er sich besonders im BIZZZ Gast sein zu dürfen.
Der Vertreter des Landrats, Hinrich Ohlenroth, bezeichnete Holz als phantastischen Rohstoff. Die Wald- und Holzwirtschaft habe große Bedeutung für den Landkreis Emmendingen. Rund 45 Prozent der Kreisfläche sei mit Wald bedeckt. 650 holzverarbeitende Betriebe seien hier ansässig, die Arbeitsplätze für rund 3.700 Menschen bieten. Das entspreche fast zehn Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse. Daneben seien die Wälder im Kreis auch bedeutsam für Erholung und Tourismus.
BIZZZ-Initiator und Architekt Klaus Wehrle erläuterte, warum es auch beim Bauen mit Holz auf die richtige Arbeitsweise ankommt und kritisierte die aktuelle Vergabepraxis bei öffentlichen Projekten. Die derzeitigen Vergabeverfahren führten, so Wehrle, zu einem unerfreulichen Gezerre zwischen den Anbietern. Die ausführenden Unternehmen würden viel zu spät in den Planungsprozess einbezogen. Die Folge, so Wehrle, seien hohe Kosten, unzufriedene Kunden und schlechte Qualität. Bei öffentlichen Bauvorhaben spiele nur der Angebotspreis eine Rolle. Projekte seien für Anbieter nur durch Nachtragsforderungen attraktiv. Dadurch werde schlechte Planung und Kalkulation belohnt. Wehrle sprach sich für eine Reform der Auftragsvergabe aus. Berücksichtigt werden sollte nicht nur der Preis sondern auch die Qualität. Außerdem sollten alle Projektpartner von Beginn an als “Bauteam” am Planungsprozess mitwirken und das gesamte Projekt auf Augenhöhe mit gestalten. “Innovation”, so Wehrle, “entsteht vor allem dadurch, dass man Themen mit kompetenten Personen diskutiert.”
Als Beispiel für einen modernen Planungsprozess nannte Wehrle, die von ihm mit entwickelte “Zukunftsfabrik” der Wasserkraft Volk AG in Gutach-Bleibach, der ersten energieautarken Fabrik in Deutschland. Ein solch innovatives Projekt sei mit herkömmlichen Verfahren kaum realisierbar gewesen. Die Schwäche der gegenwärtigen Vergabe- und Planungspraxis zeige sich auch bei Großprojekten wie dem Berliner Flughafen BER oder der Hamburger Elbphilharmonie, so Wehrle. Wer es genau wissen will: Wehrles Konzept gibt es auch als Buch, mit dem Titel “Bauteam: Eine Chance für Mittelstand und Bauwirtschaft.”
Im Anschluss erläuterte Clustermanager Kohler, warum Bauen mit Holz Sinn macht und räumte mit einigen Vorurteilen auf. Bauen mit Holz sei beispielsweise nur am Anfang teurer. Betrachte man den ganzen Lebenszyklus könne Holz das billigere Baumaterial sein. Vorausgesetzt man macht es richtig. Aber das ist ja immer so. Auch Brandschutz und Schallschutz seien kein Problem. Aktuell würde das zum Brandschutz gesetzlich verankerte “Kapselungsgebot” gelockert, nach dem Holz mit anderen Materialien umgeben werden muss. Nach den neuen Regelungen würden auch Gebäude bis 13 Metern Höhe möglich. Beim Schallschutz seien mittlerweile eine Reihe intelligenter Lösungen gebräuchlich, dank derer Holzbauten auch nicht mehr hellhöriger seien als Konventionelle. Daneben hätten Holzbauten vergleichsweise kurze Bauzeiten und böten ein einzigartiges Raumklima: “Wer einmal mit Holz gebaut hat, bleibt dabei.” Bauen mit Holz sei energiesparend, gesund, preisgünstig und Ressourcen schonend, so Kohler.
Praktische Beispiele für das Bauen mit Holz gab es von Jens Launer von der Lehner-Haus GmbH und von Tobias Amann von der Lignotrend Produktions GmbH. Launer erläuterte die Kindertagesstätte Bahnstadt in Heidelberg, die das Unternehmen von Fundament und einem zentralen Schacht abgesehen, komplett aus Holz errichtet hat. Amann hatte die Otto-Hahn-Schule in Furtwangen sowie eine Schule in Paris im Repertoire. Besonders interessant dabei: Die anfänglich skeptischen Lehrer hätten sich recht schnell mit der Holzbauweise angefreundet, so Amann. Die Schüler seien in den Holzbauten ruhiger und konzentrierter als in herkömmlichen Schulen und würden sich nicht so häufig prügeln. Highlight der Lignotrend-Projekte ist aber zweifellos eine Polarstation, die das Unternehmen gänzlich aus Holz in der Antarktis errichtete - rund 500 Kilometer vom Meer entfernt. Ein Projekt, bei dem auch logistische Herausforderungen zu lösen waren, so Amann.
Im Rahmen der Veranstaltung gab es zudem Gelegenheit zu einem Rundgang durch das BIZZZ und am Ende einen kommunikativen Ausklang mit Imbiss. Moderiert wurde der Info-Nachmittag von Markus Hemmerich, Herausgeber des regionalen Wirtschaftsmagazins “Baden intern“.
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Kreis Emmendingen - Gutach-Bleibach
1. Feb 2013 - 00:10 UhrBauen mit Holz - kein Holzweg: Viel Information beim “Cluster Forst und Holz” im Bauinformationszentrum BIZZZ in Gutach-Bleibach
Die Referenten (von links): Clustermanager Uwe Andre Kohler, Jens Launer, Lehner-Haus GmbH, Tobias Amannn, Lignotrend Produktions GmbH, Landratsvertreter Hinrich Ohlenroth und Architekt Klaus Wehrle
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