Heute fand der dritte Landschaftskongress statt, den der Bund Schweizer Landschaftsarchitekten und Landschaftsarchitektinnen BSLA und die IBA Basel 2020 gemeinsam ausrichteten. Der Kongress zum Thema «Mehrwert Landschaft» ging der grundlegenden Frage nach, welcher Wert und welche Bedeutung heute der Qualität des öffentlichen Raums und der Kulturlandschaft beigemessen wird. Mit über 160 TeilnehmerInnen war der Kongress erneut sehr gut besucht.
Standortfaktoren wie Naherholungsmöglichkeiten und Landschaftsqualitäten haben steigenden Einfluss auf die Standortwahl von privaten Haushalten und Unternehmen. Sie gehören damit zu den zentralen Stellgrössen im globalen Wettbewerb um wirtschaftliche Prosperität und Attraktivität. Während Unternehmen bereit sind, immer mehr Geld in die aufwändige Gestaltung ihrer Aussenanlagen zu investieren, begegnet die Bevölkerung dem urbanen Freiraum mit einer steigenden Erwartungshaltung an dessen Qualität. Aus fachlicher Perspektive ist diese Entwicklung nicht unproblematisch: Wer profitiert vom Investment in den öffentlichen Raum, wer gibt die Spielregeln vor und wer schöpft den Mehrwert ab?
Der international besetzte Landschaftskongress widmete sich diesen, für die zukunftsfähige städtische Entwicklung zentralen Fragen. Das Einstiegsreferat des renommierten Wissenschaftspublizisten Dr. Stefan Klein ging zunächst der grundsätzlichen Frage nach dem menschlichen Wertesystem und der Frage nach einer Ökonomie des Glücks nach. In den folgenden vier Blöcken zu Siedlung/ Stadtentwicklung, Kulturlandschaft/Naherholung, Wirtschaft und Wasserwirtschaft erläuterten die ReferentInnen ihre unterschiedlichen Perspektiven auf den Wert und die Inwertsetzung von Landschaft. Besonders eindrucksvoll war der Vortrag von Dr.-Ing. Nicole Uhrig, Büro Corporate Landscape (D), welche die «grünen» Firmenstrategien internationaler Grosskonzerne erläuterte. Berno Strootman, Strootman Landschapsarchitecten (NL) zeigte in seinem Referat auf, dass in den Niederlanden selbst grossmasstäbliche Landschaftsplanung längst integral und unter Einbezug der verschiedenen Fachdisziplinen realisiert wird. Darauf, dass auch in der Schweiz grossmasstäbliche Planungen entstehen, ging Veste Nele Zareh, LIN Architecture Urbanisme (D) in Ihrem Vortrag über die Entwicklung des trinationalen Projekts 3Land in Basel, Weil am Rhein und Huningue ein: Hier wird der öffentliche Raum als Rahmen für die langfristige Entwicklung des neuen Stadtteils zum zentralen städtischen Wert. Das Projekt 3Land ist eines von drei im Rahmen des Kongresses vorgestellten IBA Projekten.
Den Abschluss des Kongresses bildete der «Runde Tisch der Präsidenten», der 2014 das erste Mal durchgeführt wurde: Die Präsidenten der Fachverbände der Landschaftsarchitekten aus der Schweiz (Pascal Gysin), Deutschland (Till Rehwaldt) und Frankreich (Jean-Marc Bouillon, vertreten durch Ariane Deliez) diskutierten in einer von Anette Freytag (ETH Zürich) moderierten Runde die Frage des Mehrwerts des öffentlichen Raums für Individuum und Gesellschaft. In einem engagierten Schlussplädoyer hob Pascal Gysin (BSLA) hervor, dass die politische wie fachliche Diskussion hierzu überfällig sei. Der Mehrwert von Landschaft müsse als Gesamtkonzept gedacht werden, städtische Verdichtung dürfe nicht zulasten der Freiraumqualität gehen. Schliesslich seien gerade die urbanen Freiräume selber eine zentrale Qualität der dichten Stadt. Deswegen dürften Gestalt und Nutzung als voneinander abhängige Werte nicht einzeln betrachtet werden: Qualitäten entstünden durch starke, integrale Planungen der verschiedenen Fachdisziplinen. Es sei daher ein zentrales Anliegen und eines der Ziele des Kongresses, die Landschaftsarchitektur als Fachdisziplin auch bei Behörden und der Bevölkerung wieder stärker ins Bewusstsein zu holen. In Bezug auf den Freiraum leben heute viele Städte von der historischen Substanz. Wenn heute der Mitteleinsatz im öffentlichen Raum hauptsächlich in Unterhalt und Pflege, nicht aber in die Entwicklung qualitativ hochwertiger Freiräume investiert werde, läge das auch daran, dass die Landschaftsarchitektur gerade jetzt, da sie als Anwalt der Landschaft nötiger denn je sei, an gesellschaftlichem Stellenwert eingebüsst habe. Dem gelte es im Hinblick auf die grossen anstehenden Herausforderungen engagiert entgegenzuwirken.
Wie Monica Linder-Guarnaccia, Geschäftsführerin der IBA Basel, betonte, bedeutet dies für die IBA Basel auch unterschiedliche Sichtweisen zu betrachten und innovative Wege zu beschreiten. Mit dem Thema «Mehrwert Landschaft» befasste sich der Kongress 2014 einem der zentralen Ziele der bis 2020 angelegten Kongressreihe: das Thema Landschaft gesellschaftlich und kulturell in Wert zu setzen und in seiner Bedeutung für die Entwicklung von Stadtregionen zu stärken. Daran soll im nächsten Jahr weitergearbeitet werden. Thema und Datum des Landschaftskongresses 2015 stehen bereits fest: Es wird um städtische Freiraumqualität und Verdichtung gehen, der Kongress findet am 23. Oktober in Basel statt.
(Presseinfo: IBA Basel 2020 vom 24.10.14)
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Schweiz - Basel
24. Oct 2014 - 14:26 UhrIBA Basel: Landschaftskongress 2014 zum Thema "Mehrwert Landschaft" erfolgreich - "Runder Tisch der Präsidenten" wurde 2014 das erste Mal durchgeführt
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