GRATIS! Internet-Tageszeitung für alle, die in der Regio „etwas zu sagen haben“! Einfach „Hier schreiben Sie!“ benutzen! Mehr…

RegioTrends

Kreis Emmendingen - Emmendingen

23. Apr 2020 - 08:53 Uhr

Ein Arbeitstag von Chiara Dilberger im Rettungsdienst - 19-jährige Abiturientin aus Elzach entschied sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)

Rettungshelferin Chiara Dilberger kontrolliert bei Dienstantritt auch den automatischen Defibrillator ihres Krankentransportwagens.
Rettungshelferin Chiara Dilberger kontrolliert bei Dienstantritt auch den automatischen Defibrillator ihres Krankentransportwagens.
Abitur in der Tasche - und was nun? Im Herbst letzten Jahres stand Chiara Dilberger vor dieser Frage. Die 19-jährige Abiturientin aus Elzach entschied sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Beim DRK Kreisverband Emmendingen bekam sie das Angebot, sich zum Rettungshelfer ausbilden zu lassen und im Rettungsdienst zu arbeiten. Ein sehr anspruchsvoller Job, wie ein Arbeitstag im Leben von Chiara Dilberger zeigt.

Montagmorgen, kurz vor 8 Uhr: Chiara Dilberger und ihr Kollege, Rettungssanitäter Jonas Haberstroh, checken den an der Rettungswache Elzach stationierten Krankentransportwagen (KTW) durch. Sie prüfen die medizinischen Geräte und die Ausstattung ihres Fahrzeugs auf Funktion und Vollständigkeit, bevor sie sich über Funk bei der Integrierten Leitstelle Emmendingen einsatzbereit melden. Die schickt auch schon den ersten Auftrag: Eine Patientenverlegung aus der BDH-Klinik Elzach in die BDH-Klinik Waldkirch. Herr M. habe vor einigen Wochen einen schweren Schlaganfall erlitten, telt ihnen das Pflegepersonal der Elzacher Reha-Klinik bei der Patientenübergabe mit. Er sei weitgehend gelähmt. Auch sein Sprachzentrum sei betroffen. Er könne sich nur noch mit den Augen verständigen, verstehe aber alles, was man zu ihm sagt. Herr M. benötige einen kleinen chirurgischen Eingriff, der in der Chirugischen Abteilung der BDH-Klinik Waldkirch vorgenommen werden muss. Darart informiert gehen Chiara und Jonas gemeisam mit dem Pfleger in das Patientenzimmer. Sie stellen sich vor, fragen Herrn M., wie es ihm geht und ob der damit einverstanden ist, dass sie ihn aus dem Bett auf die Spezialtrage ihres Krankentransportwagens transferieren. Das zustimmende Augenzwinkern zeigt, dass er alles verstanden hat. Mit großer Umsicht steuert Chiara das schwere Fahrzeug über die kurvenreichen Strecke talabwärts. "Wir transportieren kein Stückgut", begründet sie ihre vorsichtige und vorausschauende Fahrweise. "Wir gehen mit Menschen um, die sowieso schon schwer krank sind. Die dürfen dann nicht auch noch durch den Transport geschädigt werden".

Ein Freiwilliges Soziales Jahr im Rettungsdienst sei eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit, sagt Chiara Dilberger. Eingesetzt wird sie im Krankentransport, immer gemeinsam mit einem ausgebildeten Rettungssanitäter. Sie habe sich schon vor dem Abitur im Sommer letzten Jahres dafür entschieden. "Ich will eine Berufsausbildung im Sozialbereich machen", sagt sie. Doch was genau, das wisse sie noch nicht. Mit dem FSJ im Krankentransport bekomme sie Einblicke in den gesamten Gesundheitsbetrieb - vom Rettungsdient über Pflegeheime, Krankenhäuser, Spezialkliniken bis hin zu den verschiedensten Therapieeinrichtungen. "Wir kommen da ja überall hin. Und man lernt unheimlich viele Leute kennen", sagt sie.

Vorbereitet auf diese für sie neue Welt wurde sie mit einer einmonatigen Ausbildung zum Rettungshelfer. Der folgte ein zweiwöchiges Praktikum in der Notfallrettung. Seither wird sie im Krankentransport eingesetzt. Wann und wo sie arbeitet steht in einem Dienstplan, der in der Regel zwei Monate im Voraus abdeckt. Im Krankentransport arbeite man überwiegend mit jüngeren Kollegen zusammen, sagt Chiara. Da herrsche dann meistens eine lockere, kameradschaftliche Atmosphäre. "Man ist gleich per Du und wird von allen akzeptiert, wenn man sich entsprechend einbringt in die Arbeit, auch von den älteren Kollegen und den Notärzten".

In der BDH-Klinik angekommen bringen sie ihren Patienten in die Endoskopie, wo der Eingriff an Herrn M. vorgenommen wird. "Alles Gute für Sie", verabschieden sich Chiara und Jonas von ihrem Patienten. Sie gehen zurück zu ihrem Fahrzeug, desinfizieren den Patientenraum, wechseln ihre Schutzausrüstung und übernehmen den nächsten Auftrag: Eine Patientenverlegung aus der BDH-Klinik Waldkirch in eine Reha-Klinik nach Bad Krozingen. Frau P. hatte eine Bandscheibenoperation. Sie habe keine Schmerzen, sagt sie, nachdem sich Chiara und Jonas vorgestellt haben. Trotzdem behandeln sie ihre Patientin wie das sprichwörtliche rohe Ei. Vorsichtig wird sie auf die KTW-Liege gelegt. Die alte Dame freut sich, dass Chiara sich zu ihr setzt, während dieses Mal Jonas das Steuer übernimmt. Sie erzählt von ihrer Krebserkrankung und ihren Enkelkindern, die sie gerne wieder um sich haben würde. "Ich hoffe, alle ihre Wünsche gehen in Erfüllung", verabschiedet sich Chiara von Frau P. in der Zielklnik. Die bedankt sich herzlich für die gute Betreuung. "Es sind diese Erlebnisse, die diese Tätigkeit ausmachen", sagt Chiara. "Wir haben der Frau nicht entscheidend helfen können. Aber es tat ihr sichtlich gut, dass sie von ihrem Leben, ihren Sorgen und Hoffnungen erzählen konnte".

Doch viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht: Schon leuchtet der nächste Auftrag auf dem Display auf: Eine Verlegung aus der Zentralen Notaufnahme der Universitätsklinik Freiburg ins Zentrum für Psychiatrie in Emmendingen. In der Nacht zuvor hatte ihr junger Patient versucht, sich das Leben zu nehmen, teilt ihnen ein Arzt beim Übergabegespräch in der Notfallaufnahme mit. Nach der medizinischen Versorgung soll nun die psychiatrische folgen. Dafür muss er in die zuständige Spezialklinik nach Emmendingen verlegt werden. Da er jedoch noch immer nicht zurechnungsfähig ist und nicht ausgeschlossen werden kann, dass er sich erneut etwas antut, wird der Transport von der Polizei begleitet. Während ein Beamter sich zusammen mit Jonas in den Patientenraum setzt, steuert Chiara den KTW aus dem Klinikgelände durch die Freiburger Innenstadt in Richtung Emmendingen. Warum sich der junge Mann das Leben nehmen wollte? "Ja, ich denk schon manchmal über solche Fragen nach", gesteht Chiara. Denn auch im Krankentransport werde man mit schwer leidenden Menschen oder Sterbenden konfrontiert. "Da hilft das Gespräch im Kollegenkreis ungemein", sagt sie. Und wie kommt sie mit der körperlichen Belastung zurecht? "Klar kommt man manchmal an seine Grenzen", sagt sie. Schwergewichtige Patienten gebe es immer mehr. In der Ausbildung lerne man aber spezielle Hebe- und Trageechniken. Und wenn's gar nicht mehr anders geht, fordere man über die Leitstelle Unterstützung an. Trotzdem ist ein körperlicher Ausgleich sehr wichtig. Chiara zum Beispiel spielt Fußball und trainiert mehrmals wöchentlich.

Für Chiara und Jonas steht nun die Mittagspause an. Die verbringen sie in der Rettungswache Emmendingen. Im großen Aufenthaltsraum treffen sie auf andere Besatzungen, die hier ebenfalls ihre Pause verbringen. Man berichtet sich gegenseitig von den Erlebnissen des Tages, macht Scherze. Die Stimmung ist gelöst, es wird viel gelacht. Nach 30 Minuten geht die Arbeit jedoch weiter. Die Leitstelle beauftragt Chiara und Jonas mit einem weiteren Auftrag. Im Kreiskrankenhaus Emmendingen übernehmen sie einen älteren Patienten, der zurück in ein weiter entferntes Pflegeheim im Schwarzwald gebracht werden soll. Der alte Herr ist hochgradig dement, kann sich nicht mehr verständigen und hat sichtlich Angst. Die beiden jungen Leute brauchen viel Geduld, bis er ihnen vertraut. Umsichtig und behutsam erklären sie jeden Schritt, nehmen ihn an der Hand, beruhigen ihn. Vorsichtig setzt er sich auf den Tragestuhl, in dem er in den Krankentransportwagen geschoben wird. Die ganze Fahrt über weint er leise vor sich hin. Alle Versuche Chiaras, ihn zu beruhigen, scheitern. Erst, als er im Pflegeheim sein vertrautes Zimmer wieder erkennt, weicht die Spannung aus seinem Gesicht.

"Man weiß nie, was auf einen zukommt, wenn man seine Schicht beginnt", hat Chiara in den vergangenen Monaten gelernt. Trotzdem mancher manchmal auch emotional schwieriger Erlebnisse mache die Arbeit aber unheimlich viel Spaß. Sie will dabei bleiben, hat sie für sich entschieden und zunächst einmal die viermonatige Ausbildung zum Rettungssanitäter absolvieren. Und danach? "Ich weiß es noch nicht genau. Aber auf alle Fälle will ich im Gesundheitswesen bleiben".

Info: Der DRK-Kreisverband Emmendingen bietet in der Abteilung Rettungsdienst 15 Plätze für Mitarbeiter im Freiwilligen Sozialen Jahr an. Voraussetzungen für eine Bewerbung sind das vollendete 18. Lebensjahr und ein PKW-Führerschein. Ansprechpartner für alle Interessierten ist DRK-Rettungsdienstleiter Thomas Bollig, Telefon 07641/46010. Nähere Infos zum FSJ gibt es auch im Internet unter www.drk-emmendingen.de.

(Info: DRK-Kreisverband Emmendinge)


Weitere Beiträge von RT-Leser
Jeder Verfasser einer Meldung (Firma, Verein, Person...) hat zusätzlich noch SEINE eigene "Extrazeitung" bei REGIOTRENDS! Oben auf den roten Namen hinter „Weitere Beiträge von“ klicken. Schon sehen Sie ALLE seine abrufbaren Meldungen in unserer brandaktuellen Internet-Zeitung.

weitere Bilder: Vergrößern? - Auf Bild klicken!


QR-Code
> Weitere Meldungen aus Emmendingen.
> Weitere Meldungen aus der Rubrik "Städte und Gemeinden".
> Suche
> Meldung schreiben



P.S.: NEU! Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von RegioTrends!

Twitter Facebook studiVZ MySpace Google Bookmarks Linkarena deli.cio.us Digg Folkd Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo Yigg




























Schwarzwald, Lokalzeitung, Wochenzeitung EMMENDINGER TOR, WZO, Wochenzeitungen am Oberrhein, Der Sonntag, Markgräfler Bürgerblatt, Primo Verlag, Freiburger Wochenbericht, Kurier, Freiburger Stadtkurier, Zeitung am Samstag, Zypresse, Kaiserstuhl, Breisgau,RegioTrends, RegioZeitung, Freiburg, Emmendingen, Waldkirch, Endingen, Kenzingen, Herbolzheim, Breisach, Lahr, Offenburg, Müllheim, Bad Krozingen, Staufen, Weil, Lörrach, Denzlingen, Feldberg, Kaiserstuhl, Breisgau, Ortenau, Markgraeflerland, Schwarzwald