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Ortenaukreis - Offenburg

24. Mar 2022 - 18:01 Uhr

Begegnung von Mensch zu Mensch - Eine Gruppe von Offenburgern besucht mit Oberbürgermeister Marco Steffens die polnische Partnerstadt Olsztyn

Hauptstadt-Besuch. Neben weiteren Terminen nutzte OB Marco Steffens einen Berlin-Aufenthalt im Dezember, um Winfried Lipscher und seine Frau Brigitte Waterkott-Lipscher zu besuchen. 

Foto: privat/Stadt Offenburg
Hauptstadt-Besuch. Neben weiteren Terminen nutzte OB Marco Steffens einen Berlin-Aufenthalt im Dezember, um Winfried Lipscher und seine Frau Brigitte Waterkott-Lipscher zu besuchen.

Foto: privat/Stadt Offenburg

Ende März wird erstmals seit 2019 wieder eine Gruppe von Offenburgern mit Oberbürgermeister Marco Steffens die polnische Partnerstadt Olsztyn besuchen. Auch der Rektor der Hochschule Offenburg, Stephan Trahasch, reist mit. Einer, dem ein gutes deutsch-polnisches Verhältnis seit vielen Jahrzehnten am Herzen liegt, ist der in Berlin lebende Winfried Lipscher. Die Redaktion sprach mit dem Experten über die Beziehungen der beiden Länder.

Herr Lipscher, wie sind Ihre Erinnerungen an die Anfänge der Partnerschaft zwischen Offenburg und Olsztyn?
Winfried Lipscher: Die Städte Offenburg und Olsztyn haben ja geschichtlich betrachtet nichts miteinander zu tun. Der Kontakt kam in den 1980er-Jahren eher willkürlich zustande. Die Hilfstransporte der Spedition Dietrich waren der Anfang, Jahre später wurde dann die Städtepartnerschaft begründet.

Wie kam Ihr Kontakt zur Offenburger Georg und Maria Dietrich-Stiftung zustande?
Lipscher: Ich habe Georg Dietrich Anfang der 80er-Jahre bei einer Feier kennengelernt. Damals arbeitete ich in Darmstadt beim Deutschen Polen-Institut. Hin und wieder konnte ich über die Deutsche Botschaft helfen, etwa bei der Visa-Beschaffung für Polen. So entstand ein gutes Verhältnis zwischen uns. Irgendwann rief Georg Dietrich an und fragte mich, ob ich nicht in seiner Stiftung mitmachen wolle.

Was halten Sie für wichtig, wenn es um das gegenseitige Verständnis geht?
Lipscher: Man muss die Unterschiede kennen, sonst kann man nicht miteinander reden. Die polnische Mentalität unterscheidet sich sehr von der deutschen. Die Religion, der Katholizismus, ist mit Mentalität und Geschichte ganz anders verwoben als bei uns in Deutschland. Den Deutschen fällt es schwerer, die Besonderheiten der polnischen Geschichte zu erfassen als andersherum. Gleichzeitig haben wir auch vieles gemeinsam: die europäische Kultur und letztendlich die Wurzeln durch das Christentum. Das verbindet. Polen ist das einzige Land in Europa mit einer lateinischen Kultur, aber mit einer stark ausgeprägten östlichen, slawischen Seele. Insgesamt hat sich Polen durch das offene Europa und die EU-Mitgliedschaft natürlich auch stark verändert und dem Westen angenähert. Die Grenzen sind durchlässiger.

Muss man die Sprache des Anderen denn beherrschen, um ihn richtig zu verstehen?
Lipscher: Nun, kann man sich beispielsweise auch auf Englisch verständigen. Wenn man aber ein tieferes Verständnis für das Wesen und die Mentalität der Nachbarn entwickeln möchte, geht das meiner Meinung nach nur, wenn man sich die Sprache aneignet. Die Deutschen tun sich mit dem Polnischen aber erfahrungsgemäß sehr schwer, eher lernen Polen Deutsch.

Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zum Deutschen und zum Polnischen?
Lipscher: Ich bin in Ostpreußen geboren und deshalb zweisprachig. Mir ist es völlig egal, ob ich Deutsch oder Polnisch spreche. Dabei würde ich aber das Deutsche als meine Muttersprache bezeichnen, denn ich stamme aus einer deutschen Familie, in der ausschließlich Deutsch gesprochen wurde. Das Polnische kam durch Schule und Beruf hinzu.

Wie sind 2022 die Herausforderungen für deutsch-polnische Beziehungen oder konkreter auch für Städtepartnerschaften? Lipscher: Ich finde, Partnerschaften zwischen Deutschland und Polen sind unbedingt wichtig. Es ist gut, weiterzumachen, auch wenn das politische Klima und Ressentiments vonseiten der polnischen Politik es zunehmend schwieriger machen. Das Wissen um historische Hintergründe jedenfalls ist essenziell – zum Beispiel, wenn es um die aktuellen Reparationsforderungen des polnischen Staates an Deutschland geht. Für Offenburg und Olsztyn ist momentan noch eine ganze Menge möglich, weil gerade die städtischen Behörden in Olsztyn eher westlich orientiert sind. Hier sehe ich keine konkrete Bedrohung der Städtepartnerschaft. Schwieriger ist es in Städten, wo die sogenannte PiS-Partei die Oberhand hat.

Wie kann ein zeitgemäßes Verhältnis aussehen? Haben sich die Anforderungen verändert?
Lipscher: Der unmittelbare materielle Bedarf auf polnischer Seite ist nicht mehr so wie in der 80er-Jahren. Wir machen zwar noch die Weihnachtspäckchen für bedürftige Menschen. Aber das ist mehr auch ein Symbol, denn über die Hilfeleistung kommen sich die Menschen unglaublich näher. Wichtig ist am Ende das Begegnen von Mensch zu Mensch.

Zur Person

Winfried Lipscher (83) ist Theologe und Dolmetscher. Er ist im früheren Ostpreußen geboren und übersiedelte 1957 in die Bundesrepublik Deutschland. In den Jahren 1971 bis 2003 war Lipscher als Dolmetscher und Übersetzer beim Auswärtigen Amt in Bonn angestellt und als Wortführer in der Deutschen Botschaft in Warschau tätig. Er wirkte als Dolmetscher bei fast allen Verhandlungen und Gesprächen zwischen den Vertretern der Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen (seit 1990 Republik Polen). In der Zeit von 1980 bis 1984 war er als Pressesprecher beim Deutschen Polen-Institut in Darmstadt tätig. Anfang der 1980er-Jahre lernte Winfried Lipscher den Offenburger Spediteur Georg Dietrich kennen. Fortan und bis heute engagierte er sich im Beirat der Georg und Maria Dietrich-Stiftung. Lipscher ist Träger des Bundesverdienstkreuzes.


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