Es war vergangene Woche auf allen Titelseiten: „Der Wald hilft nicht mehr beim Klimaschutz“ (FAZ vom 8. Oktober). Erstmals seit Jahrzehnten senkt der Wald hierzulande den Kohlendioxidgehalt nicht mehr, sondern erhöht ihn, steht in der Bundeswaldinventur, die Landwirtschaftsminister Cem Özdemir kürzlich vorgestellt hat.
Die alarmierenden Schlagzeilen haben das Freiburger Umweltdezernat und das städtische Forstamt veranlasst, die lokalen Medien zu einem Pressetermin in den Stadtwald einzuladen. Dort erklärte Umweltbürgermeisterin Christine Buchheit am heutigen Donnerstag gleich zu Beginn: „Klimaschutz ist bei der Pflege und Bewirtschaftung des Freiburger Waldes nicht nur ein willkommener Nebeneffekt. Wir sehen darin, neben dem Schutz der Biodiversität, der Sozialfunktion und der Holznutzung, die vierte, gleichberechtigte Waldfunktion. Sie ist Teil unseres Zielsystems. Dies kommt in unserer Waldkonvention von 2020 klar zum Ausdruck und das gelingt auch in Freiburg.“
Wald bindet und speichert Kohlenstoff. Seine Pflege und Bewirtschaftung kann auf zweierlei Art zum Klimaschutz beitragen: indem sie die Kohlenstoffspeicher im lebenden Baumbestand, im Totholz und im Boden stabilisiert – und durch nachhaltige Holznutzung, gezielte Holzvermarktung und kluge Holzverwendung. Bei diesen Zielen handele es sich nicht um Wunschdenken, wie Buchheit und das Leitungsteam des Forstamts beim heutigen Pressetermin betonten. Vielmehr würden die Ziele in Freiburg auch erreicht– dank eines ökologischen und naturnahen Waldumbaus, der bereits seit Jahrzehnten verfolgt wird, und dank eines Bündels von Maßnahmen, die den Wald an den Klimawandel langfristig anpassen und stabilisieren.
Bundesweit findet die Bundeswaldinventur (BWI) im zehnjährigen Turnus statt. In Baden-Württemberg war dies die vierte Erhebung; hier sind die BWI-Stichproben mit einem Abstand von 2 x 2 km im Wald verteilt, was in Baden-Württemberg die Aufnahme von über 13.000 Stichproben zwischen April 2021 und Dezember 2022 bedeutet. Rund 50 dieser Stichproben liegen im Stadtwald Freiburg; das ist zu wenig, um daraus zu den wichtigen Parametern statistisch abgesicherte Ergebnisse herzuleiten. In den verfügbaren Auswertungen der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt umfasst daher die kleinste lokale Auswertungseinheit die Kreise Freiburg und Breisgau-Hochschwarzwald zusammen; sie hat somit wenig Aussagekraft für den Wald der Stadt Freiburg.
Der Stadtwald Freiburg verfügt aber über eine weitere, deutlich engmaschigere Stichprobeninventur, die ebenfalls im zehnjährigen Rhythmus durchgeführt wird: Bei der Inventur von 2019, der dritten im Stadtwald, wurden an 2430 Stichprobenpunkten vergleichbare Parameter erhoben. Sie liefern die Grundlage für die lokale Forsteinrichtungsplanung – und erlauben einen Vergleich mit den jetzt veröffentlichten bundesweiten Werten.
Dabei wird deutlich: Neben Parallelen gibt es auch große Unterschiede. Die wichtigste Gemeinsamkeit aller bundesdeutschen Wälder liegt auf der Hand: Von Flensburg bis Berchtesgaden ist der Wald den gravierenden Herausforderungen des Klimawandels ausgesetzt. Dies geht einher mit häufigeren und stärkeren Schäden durch Dürre und andere Witterungsextreme, durch eine Zunahme der Schadinsekten, durch geringere Widerstandskraft der Bäume gegen Pilze und komplexe Krankheiten. Eine weitere Parallele in den Ergebnissen der letzten Inventuren ist, dass sich die Wälder bundesweit und regional verändert haben.
Jedoch bestehen schon bei der Art, der Richtung und dem Umfang der Veränderungen große Unterschiede. Sie sind leicht erklärbar, da die bundesdeutschen Wälder auf unterschiedlichen Böden wachsen, da sie sich in Baumartenmischung und Waldstruktur unterscheiden und da sie, teils seit vielen Jahrzehnten, mit unterschiedlichen Zielen und Strategien gepflegt und bewirtschaftet werden.
Während etwa der Holzvorrat im Bundesdurchschnitt 335 Kubikmeter je Hektar beträgt, ist Freiburgs Stadtwald mit 380 Kubikmetern nicht nur vorratsreicher. Der Holzvorrat (und damit der im lebenden Holz gebundene Kohlenstoff) ist anders als im Bundesdurchschnitt in den vergangenen zehn Jahren auch nicht gesunken, sondern um 4 Prozent angestiegen. Bei den Baumarten spielt die Kiefer, mit 21,8 Prozent bundesweit der Primus, in Freiburg so gut wie keine Rolle. Die Fichte, bundesweit mit 20,9 Prozent zweithäufigste Baumart, rangiert im Stadtwald mit 10 Prozent nur auf Rang 4, hinter Buche (17 Prozent), Douglasie (12 Prozent) und Eiche (11 Prozent).
Diese Vergleiche machen deutlich, dass die Analyse der Ergebnisse nicht bei den Durchschnittswerten enden sollte. Der regelmäßige bundesdeutsche Blick auf den Wald ist wichtig als Monitor. Die Ergebnisse müssten ein Weckruf sein für politische Entscheidungen zum Wohle des Waldes und des Klimaschutzes.
Genauso aber birgt der Fokus auf die lokale Ebene die Chance, nicht in Krisenstimmung zu verfallen, sondern anhand der zahlreichen guten Beispiele für langfristigen, erfolgreichen Waldumbau zweierlei zu zeigen. Erstens: der Wald wird sich im Klimawandel überall verändern. Zweitens: es gibt etablierte Strategien, mit deren Hilfe viele Wälder gut aufgestellt wurden. Sie stecken die Veränderungen besser weg und erhalten die wichtige Klimaschutzfunktion des Waldes und seiner Bewirtschaftung weitestmöglich.
So wurde die Pflege und Bewirtschaftung des Stadtwaldes bereits Anfang der 1990er Jahre auf eine naturnahe Bewirtschaftung umgestellt, die sich an der natürlichen Baumartenzusammensetzung und an natürlichen Entwicklungsprozessen des Waldes orientiert. Seither – und somit seit über 30 Jahren – wurde und wird im Stadtwald in allen Wäldern, die jung genug sind, um auf diese Pflegemaßnahmen zu regieren, der Anteil der Mischbaumarten erhöht, Reinbestände umgebaut und die Stabilität der einzelnen Bäume erhöht. Heute nimmt keine einzelne Baumart mehr als 17 Prozent ein. Mit über 50 Baumarten (ohne die Exoten im Arboretum) weist der Stadtwald eine sehr breite Palette auf.
Der natürlichen Verjüngung aus den Samen der Altbäume wurde und wird konsequent Priorität eingeräumt. Vor allem soll sich diese Verjüngung schon unter dem Schirm der Altbäume ansamen und in deren Schutz wachsen, als Rückversicherung und Bodenschutz im Falle von Schäden am Altbestand. Diese „Naturverjüngungsvorräte“ erlangen im Klimawandel immer größere Bedeutung, denn dort steht der Folgebestand schon in den Startlöchern, selbst wenn die älteren Bäume darüber als Folge von Dürre oder anderen Schäden absterben. Sie haben auch große Bedeutung für die CO2-Bindung im Wald, denn sie mindern die Freisetzung von CO2 aus dem Boden und der Laubstreu nach Schäden im Altbestand – und sie nutzen unmittelbar das Licht einer entstandenen Lücke, um selbst zu wachsen und so wieder CO2 zu binden.
In Freiburg wurden durch die letzten Jahrzehnte naturnaher Waldpflege auf über 1.700 Hektar solche Naturverjüngungsvorräte unter Schirm aufgebaut. Das entspricht 36 Prozent der gesamten Waldfläche. In den letzten zehn Jahren hat die Fläche mit kleinen Bäumen (bis 1,30 m) unter dem Schirm der alten um 27 Prozent zugenommen. Nicht nur die derart vorausverjüngte Fläche ist entscheidend, sondern auch ihre Baumartenmischung: Wichtigste Baumart in der Verjüngung unter Schirm ist die Buche (20%), vor Bergahorn, Tanne (je 11%) und Hainbuche (10%). Bis auf den Bergahorn sind das Baumarten, die sich im Schatten gut verjüngen. Um hier mehr Vielfalt und mehr lichtliebende Baumarten zu etablieren, die den Wald im Klimawandel stabiler machen, wird das Kronendach an geeigneten Stellen auch stärker aufgelichtet; vereinzelt werden Gruppen älterer Bäume zusammen geerntet.
„Ein Schlüssel zum Erfolg aller Bemühungen ist eine engagierte Jagd, so dass der Verbiss des Rehwildes nicht zu einer Entmischung der Baumarten in der Verjüngung führt“, ergänzt Forstamtsleiterin Nicole Schmalfuß. Betriebsinventur und regelmäßige Gutachten belegen für den Stadtwald einen insgesamt schwachen Wildverbiss, der eine vielfältige Verjüngung ermöglicht; ein günstiger Zustand, der nur durch eine weiterhin waldfreundliche Jagd gesichert werden kann. Einzelne Verbiss-Schwerpunkte erfordern zudem immer wieder ein gezieltes Nachsteuern und punktuell intensivere Jagd.
Über die Wald-Gesunderhaltung hinaus trägt vor allem eine stoffliche, möglichst hochwertige und langfristige Holzverwendung zum Klimaschutz bei. Der positive Effekt ist am größten, wenn das geerntete Holz in Gebäuden verbaut wird, die dann während ihrer Nutzungszeit über viele Jahrzehnte als Kohlenstoffsenke wirken, und durch Holz noch energieintensive Materialien ersetzt und endliche Ressourcen geschont werden. Betriebsleiter Berno Menzinger hatte dafür Zahlen parat: „Wir können den Umfang der CO2-Bindung, Speicherung und Substitution nur näherungsweise herleiten, haben das aber nach den gängigen Verfahren genauer betrachtet. Mit Stand 2021 sind im Freiburger Wald 3,6 Millionen Tonnen CO2 jeweils zur Hälfte im Baumbestand und im Waldboden gespeichert. Die Pflege und Bewirtschaftung unseres Stadtwaldes zielt darauf, ihn gesund zu erhalten, zu stabilisieren und damit den CO2-Speicher zu sichern. Durch die nachhaltige Ernte und Verwendung von jährlich 38.000 Kubikmetern Holz wird darüber hinaus die Atmosphäre jährlich um weitere 42.000 Tonnen CO2 entlastet.“
(Presseinfo: Stadt Freiburg, 17.10.2024)
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Stadtkreis Freiburg - Freiburg
17. Oct 2024 - 14:16 UhrForst in Freiburg erfüllt seine Klimaschutzfunktion weiterhin - Gute Nachrichten vom Stadtwald - Forstamt setzt auf Mischung der Baumarten, Verjüngungskraft der Natur, alte und junge Bäume im Mix und auf die Jagd

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