Menschen mit dauerhaften Schmerzen haben eine große körperliche und seelische Last zu tragen. Denn wenn Schmerzen einmal chronisch geworden sind, lassen sie kaum einen Lebensbereich der Betroffenen unberührt. Erfahrungsgemäß haben viele Schmerzpatienten eine jahrelange Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich, bis sie eine adäquate Therapie erhalten. Wie eine moderne Schmerztherapie aussieht und welcher Arzt der richtige Ansprechpartner bei chronischen Schmerzen ist, das wussten die Experten an unserem Lesertelefon. Hier das Wichtigste zum Nachlesen:
Was ist der Unterschied zwischen akuten und chronischen Schmerzen?
Dr. med. Axel Münker: Ein akuter Schmerz tritt meist in Folge einer konkreten körperlichen Ursache, wie einer Verletzung oder Entzündung, auf und ist von begrenzter Dauer. Die Chronifizierung beginnt mit dem Akutereignis, daher ist es so wichtig, einen akuten Schmerz sofort und intensiv zu behandeln. Wenn der Schmerz dennoch andauert, verliert er seine Warnfunktion und wird zu einer eigenen Erkrankung. Dann spricht man von einer chronischen Schmerzkrankheit.
Warum sind chronische Schmerzen so schwer zu behandeln?
Dr. med. Hildegard Schneider-Nutz: Andauernder Schmerz kann die Übertragung von Impulsen zwischen den Nervenzellen verändern, ähnlich wie es beim Lernen und der Gedächtnisbildung der Fall ist. Daher sprechen Experten davon, dass sich ein so genanntes „Schmerzgedächtnis“ ausbildet. Dem Gehirn wird nun schon bei harmlosen Reizen ein Schmerzreiz gemeldet, worauf es eine Schmerzreaktion veranlasst. Der Schmerz hat sich gewissermaßen verselbstständigt. Haben sich Schmerzen dauerhaft im Leben eingenistet, bedeutet dies extremen Stress für Körper und Seele. Die Betroffenen leiden dann häufig auch an Depressionen und Schlafstörungen und ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück.
Wie kann mir geholfen werden, wenn es schon so weit gekommen ist?
PD Dr. med. Thomas Meuser: Der modernen Schmerztherapie liegt ein ganzheitliches Behandlungskonzept zugrunde – wir sprechen von einem multimodalen Ansatz. Hierbei behandeln wir den Schmerz überall dort, wo er negative Auswirkungen auf den Betroffenen hat. Für eine effektive Schmerzhemmung ist die Wahl der richtigen Medikamente von großer Bedeutung. Ausschlaggebend sind die Dauer, die Stärke und die genaue Art des Schmerzes. Zur Behandlung chronischer Schmerzen – das können Nervenschmerzen, Gewebeschmerzen aber auch gemischte Schmerzen sein – werden heute vor allem Opioide und die relativ neue Wirkstoffklasse MOR-NRI eingesetzt. Physiotherapeutische Maßnahmen wirken sich oft positiv auf die körperliche Leistungsfähigkeit aus. Entspannungstechniken und eine gezielte psychologische Betreuung können bei der Schmerzbewältigung helfen. Ziel aller Behandlungsmaßnahmen ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Können seelische Belastungen zu Schmerzen führen?
Dr. Schneider-Nutz: Ja. Denn unser Körper kann nicht zwischen seelischen und körperlichen Schmerzen unterscheiden. Auch bei einer seelischen Belastung senden die Nervenzellen einen Schmerzreiz. Umgekehrt geht jede Schmerzkrankheit irgendwann mit Depressionen, Ängsten oder Schlafstörungen einher. Daher muss bei einer Schmerztherapie immer auch die Seele mitbehandelt werden. Die Behandlungsmöglichkeiten reichen von Entspannungstechniken bis zu einer Gesprächstherapie.
Welcher Arzt ist spezialisiert auf die Behandlung von chronischen Schmerzen?
Dr. med. Markus Klein: Eine qualifizierte Schmerztherapie bieten Schmerzzentren oder niedergelassene Ärzte mit einer Ausbildung und fundierten Kenntnissen in der Schmerztherapie an. Die Zusatzbezeichnung „Spezielle Schmerztherapie“ weist auf eine entsprechende Qualifikation hin. Ein Schmerzzentrum finden Sie über die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie e.V., eine Therapeutensuche bietet beispielsweise die Deutsche Schmerzliga e.V. (siehe Infokasten).
Wann ist eine stationäre Schmerztherapie ratsam – und was ist der Unterschied zur ambulanten Behandlung?
Dr. Münker: Eine Vielzahl der chronischen Schmerzerkrankungen kann in der ambulanten Versorgung behandelt werden. Je komplexer eine Beschwerdebild ist, desto mehr Spezialisten werden im Rahmen einer multimodalen Therapie in die Behandlung eingebunden. Gelegentlich ist eine stationäre Versorgung notwendig – die Rahmenbedingungen hierfür definieren die Krankenkassen. Dazu zählen beispielsweise eine akute Gesundheitsgefährdung, eine Medikamentenentzugsbehandlung, schwerwiegende Begleiterkrankungen oder psychische Probleme, wie Depressionen oder Angststörungen. In der Klinik können wir eine kontinuierliche Überwachung des Patienten gewährleisten und ihn interdisziplinär in einem multiprofessionellen Team behandeln.
Mein Arzt hat mir gegen meine chronischen Rückenschmerzen ein starkes Schmerzmittel verschrieben, das ich dauerhaft einnehmen soll. Ist das wirklich notwendig?
Dr. Klein: Für eine adäquate Schmerzlinderung werden heute bei allen Formen chronischer Schmerzen frühzeitig Schmerzmittel eingesetzt. Medikamente aktivieren zum einen schmerzhemmende Mechanismen und bremsen andererseits die Übertragung von Schmerzsignalen innerhalb des zentralen Nervensystems. Die Mittel sollten regelmäßig eingenommen werden, um einen gleichbleibenden Wirkstoffspiegel im Blut zu erreichen – nur so ist eine dauerhafte Schmerzlinderung möglich. Schwächere Schmerzmittel, wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol sind für den Langzeitgebrauch dagegen ungeeignet, da sie hier ein ungünstiges Nebenwirkungsprofil haben und Magen, Niere oder Leber schädigen können.
Meine Medikamente schlagen mir auf den Magen und machen mich müde, bei einer niedrigeren Dosierung kann ich aber die Schmerzen kaum ertragen...
Dr. med. Eberhard A. Lux: Die große Herausforderung in der Schmerztherapie liegt immer darin, eine größtmögliche Schmerzlinderung bei möglichst geringen Nebenwirkungen zu erreichen. Sie sollten auf jeden Fall mit Ihrem Arzt die Problematik besprechen. Eine Lösung könnte sein, Übelkeit und Verstopfung mit Medikamenten gezielt zu behandeln. Wenn das nicht ausreicht, kann auch ein Wechsel des Schmerzmedikaments angebracht sein. Auf keinen Fall sollten Sie aber selbstständig die Dosierung Ihrer Medikamente verändern.
Machen die in der Schmerztherapie häufig eingesetzten Opioide abhängig?
PD Dr. Meuser: Die Angst vor einer Abhängigkeit ist unbegründet, wenn Sie die Medikamente wie von Ihrem Arzt verordnet einnehmen. Viele Menschen verwechseln hier die Tatsache, dass Sie aufgrund der Schmerzen auf die Medikamente angewiesen sind mit einer Abhängigkeit. Auch ein Diabetiker ist auf sein Insulin angewiesen! Eine psychische Abhängigkeit ist bei korrektem Einsatz der Medikamente nahezu ausgeschlossen.
Lässt sich ein chronischer Schmerz komplett „löschen“?
Dr. Lux: Das Therapieziel sollte auf jeden Patienten individuell zugeschnitten sein – eine komplette Schmerzfreiheit ist nicht immer zu erreichen. Realistischer ist es, konkrete Ziele der Behandlung zu formulieren. Beispielsweise: Ich möchte meinen Alltag wieder besser bewältigen. Viel erreicht haben Sie schon, wenn der Schmerz nicht mehr Sie bestimmt, sondern Sie Ihren Schmerz beherrschen.
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Chronischer Schmerz – Adressen im Internet
Schmerzzentren in Deutschland
Die mehr als 120 Schmerzzentren der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie e.V. finden Sie im Internet unter www.stk-ev.de unter dem Menüpunkt „Schmerzzentren“.
Hilfe zur Selbsthilfe
Die Deutsche Schmerzliga e.V. ist die Selbsthilfeorganisation für Menschen mit chronischen Schmerzen. Auf der Webseite www.schmerzliga.de finden Betroffene unter anderem die mehr als 100 regionalen Selbsthilfegruppen, eine Therapeutensuche sowie zahlreiche weitere Hilfen und Tipps zum Leben mit dem Schmerz.
Moderne Schmerztherapie
Die bisherige Schmerztherapie verbessern und dazu Betroffene und Experten zusammenführen – das will die internationale Initiative „Change Pain“, die von Grünenthal initiiert ist und von der Dachorganisation der europäischen Schmerzgesellschaften (EFIC) und der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie e.V. (DGS) unterstützt wird. Interessierte können sich unter www.change-pain.de über den aktuellen Forschungsstand in der Schmerztherapie informieren. Mit dem interaktiven Schmerzdiagnosebogen und dem „Pain Tracer“ – einer Schmerztagebuch-App fürs iPhone – bekommen Betroffene Hilfsmittel an die Hand, mit denen sie sich auf den Arztbesuch vorbereiten und ihren Schmerz protokollieren können.
Die Experten der Telefonaktion im Überblick
Dr. med. Eberhard A. Lux; Chefarzt der Klinik für Schmerz- und Palliativmedizin, St. Marien Hospital, Lünen
PD Dr. med. Thomas Meuser Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Marien-Krankenhaus gGmbH, Bergisch Gladbach
Dr. med. Axel Münker; Leitender Arzt der Abteilung für Schmerz und Palliativmedizin, Stiftung Katholisches Krankenhaus, Marienhospital Herne
Dr. med. Markus Klein; niedergelassener Arzt, Facharzt für Anästhesiologie und spezielle Schmerztherapie, Gütersloh
Dr. med. Hildegard Schneider-Nutz; niedergelassene Ärztin, Ärztin für Anästhesie, spezielle Schmerztherapie, Palliativmedizin und Psychotherapie, Köln
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5. Jul 2012 - 18:19 UhrNachbericht zu unserer Lesertelefonaktion „Chronischer Schmerz“ vom 5. Juli 2012 - „Wir behandeln den Schmerz überall dort, wo er negative Auswirkungen auf den Betroffenen hat

Dr. med. Eberhard A. Lux
Quelle: pr.nrw
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