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5. Sep 2019 - 19:10 Uhr

„Je aggressiver der Tumor, desto aggressiver die Therapie“ - Experten informierten zum Thema Hirntumor ++ Nachbericht zum Lesertelefon vom 5. September

Hirntumore

Quelle: sudok1, AdobeStock
Hirntumore

Quelle: sudok1, AdobeStock
Die Diagnose Hirntumor schlägt ein wie der Blitz aus heiterem Himmel und sie stellt das Leben der Betroffenen von jetzt auf gleich völlig auf den Kopf. Plötzlich wird Zeit zum alles entscheidenden Faktor. Besonders bei schnell wachsenden Tumoren wie Astrozytomen oder Glioblastomen ist rasches, entschiedenes Handeln gefragt. Um das Tumorwachstum zu stoppen, sollten alle Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft werden. Doch einerseits sind viele Patienten und Angehörige zu Beginn der Behandlung vom Tempo der Ereignisse überfordert und nicht ausreichend über die Behandlungsmöglichkeiten informiert, andererseits wird laufend zu neuen Behandlungsansätzen geforscht. Über alle Fragen rund um die Diagnose Hirntumor und den aktuellen Stand der Therapieangebote informierten Krebsspezialisten am Lesertelefon. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Nachlesen:

Was können überhaupt Anzeichen sein, die auf einen Hirntumor hinweisen?
Prof. Martin Glas: Zu den Symptomen im Zusammenhang mit einem Hirntumor gehören unter anderem epileptische Anfälle, Kopfschmerzen, Lähmungen, Sprachstörungen oder Wesensänderungen. Aber: Diese Symptome sind nicht spezifisch für Hirntumore – sie können auch Anzeichen einer anderen neurologischen Erkrankung sein, zum Beispiel eines Schlaganfalls. Auf jeden Fall sollten Sie beim Auftreten solcher Symptome umgehend einen Neurologen aufsuchen.

Gibt es eine Früherkennungsuntersuchung für Hirntumore – ähnlich wie bei Haut- oder Brustkrebs?
Priv.-Doz. Dr. David Kaul: Nein, denn Hirntumore sind im Vergleich zu Brust-, Darm- oder Prostatakrebs seltener. Vorsorgeuntersuchungen kommen in erster Linie bei häufigen Tumoren zum Tragen, beziehungsweise wenn bei Patienten erkennbare Risikofaktoren für eine bestimmte Krebssorte vorliegen. Bei sekundären Hirntumoren, also Hirnmetastasen, kann aber eine Vorsorgeuntersuchung des Gehirns Teil der Verlaufskontrollen bei einer bereits bestehenden Krebserkrankung sein.

Muss ein Hirntumor immer operativ entfernt werden?
Dr. Stefanie Brehmer: Nicht zwingend. In manchen Fällen wird eine Operation nur zum Zweck der Diagnosesicherung durchgeführt. Es gibt Konstellationen, in denen nach der Entnahme einer Gewebeprobe ein abwartendes Verhalten gerechtfertigt ist, zum Beispiel, wenn es sich um einen Tumor handelt, der keine Symptome verursacht und eine operative Entfernung mehr Schaden anrichten würde, als dem Patienten langfristig nützen würde. Den größten Stellenwert hat die Operation dort, wo ein Tumor vollständig entfernt werden kann, ohne dass der Patient ein permanentes neurologisches Defizit zurückbehält. Wichtig ist sie aber auch dort, wo ein Tumor Druck auf noch funktionierende Bereiche im Gehirn ausübt. Hier kann die Operation eine Funktionsverbesserung erreichen oder eine weitere Funktionsverschlechterung verhindern. Grundsätzlich kann man sagen, dass eine Operation neben der reinen Diagnosesicherung immer dann sinnvoll ist, wenn sie die Lebensqualität und die Gesamtprognose des Patienten verbessern kann.

Wann kommt eine Chemotherapie in Betracht, wann eine Bestrahlung?
Priv.-Doz. Dr. David Kaul: Das kommt darauf an, um was für einen Tumor es sich handelt. Insgesamt kann man sagen: Je aggressiver der Tumor, desto aggressiver die Therapie. Gutartige Tumoren können oft mit einer alleinigen Operation geheilt werden. Sehr bösartige Tumoren müssen operiert, bestrahlt und mit einer Chemotherapie behandelt werden.

Ist die Strahlentherapie wegen ihrer lokalen Wirkung der Chemotherapie vorzuziehen?
Prof. Martin Glas: Nein, beide Therapien arbeiten Hand in Hand zusammen. Eine Vielzahl von Hirntumoren und fast alle bösartigen Gliome werden radiochemotherapeutisch behandelt. Gerade bei den in das gesunde umgebende Gewebe hineinwachsenden Gliomen ist das Problem der Erkrankung eben nicht nur ein rein lokales. Die Kombination aus der lokal wirkenden Strahlentherapie und der systemisch wirkenden Chemotherapie kann daher sehr sinnvoll sein.

Welche Rolle spielt die Tumorkonferenz bei der Therapiefindung?
Dr. Stefanie Brehmer: Die Tumorkonferenz ist das Forum, in dem die interdisziplinäre Expertise der beteiligten Fachrichtungen in ein auf den Patienten zugeschnittenes individuelles Therapiekonzept mündet, das engmaschig kontrolliert und angepasst werden kann. Gerade bei vergleichsweise seltenen Erkrankungen wie einem Glioblastom kommt es darauf an, dass ein breites Spektrum von Spezialwissen und aktuellste Entwicklungen in die Therapie eingebracht werden.

Warum sind Glioblastome so schwer zu behandeln?
Dr. Stefanie Brehmer: Das Glioblastom ist ein sehr „hartnäckiger“ Tumor. Er wächst in das ihn umgebende Hirngewebe ein, so dass auch in Bereichen Tumorzellen zu finden sind, in denen die Gehirnfunktionen intakt sind und in denen die Bildgebung kein offensichtliches Tumorwachstum zeigt. Außerdem weist ein Glioblastom eine sehr hohe Zellteilungsrate auf: Es kann binnen vier bis sechs Wochen auf die doppelte Größe anwachsen. Anders als bei Haut- oder Darmkrebs kann auch nicht mit ausreichend großem Sicherheitsabstand gesundes Gewebe entfernt werden. Zusätzlich erschwert wird die Therapie durch die so genannte Blut-Hirn-Schranke, deren Funktion der Schutz des Gehirns vor Giftstoffen ist. Nur wenige Medikamente erreichen im Gehirn eine therapeutische Dosierung, was eine klassische Chemotherapie schwierig macht.

Welchen Beitrag leisten Tumortherapiefelder bei der Behandlung eines Glioblastoms und gibt es Grenzen?
Prof. Martin Glas: Letztlich stoßen derzeit alle Therapieformen an Grenzen, da diese Tumoren leider noch nicht heilbar sind. Aber wir können Glioblastome heute dank neuer Therapieoptionen immer besser behandeln. Eine dieser Optionen sind die Tumortherapiefelder, die im Rahmen der Standardtherapie zusätzlich zur Erhaltungschemotherapie eingesetzt werden können. Dabei werden, vereinfacht gesagt, elektrische Wechselfelder erzeugt, die die Zellteilung bremsen oder stoppen können. In einer großen internationalen Studie konnte dadurch etwa jeder fünfte Patient vier Jahre und länger überleben – mit der alleinigen Standardtherapie war es nur jeder zwölfte. Es gibt allerdings noch eine Reihe von Fragen zu bearbeiten. Derzeit versuchen wir in Zusammenarbeit mit anderen Zentren, die Ergebnisse im Rahmen einer Studie durch den Einsatz der Tumortherapiefelder bereits vor Beginn und während der Radiochemotherapie weiter zu verbessern.

Was hilft, mit der psychischen Belastung der Diagnose Hirntumor und der Behandlung fertig zu werden?
Priv.-Doz. Dr. David Kaul: Wie bei allen schweren Erkrankungen ist es wichtig, sich frühzeitig Unterstützung zu holen beziehungsweise diese auch zuzulassen. Dazu gehört vor allem ein verlässlicher und erreichbarer ärztlicher Ansprechpartner, der sich in diesem medizinischen Gebiet gut auskennt. Weitere Unterstützung bieten spezialisierte Psychologen – so genannte Psychoonkologen – sowie Sozialdienste, die bei der Organisation der häuslichen Versorgung helfen. Aber auch Lebenspartner, Familie und Freunde sind gefragt: Sie können – abgesehen von der seelischen Unterstützung – dem Patienten helfen, den Überblick über die vielen Abläufe zu behalten, die im Rahmen der Behandlung notwendig sind.


Die Experten am Lesertelefon waren:

Prof. Dr. med. Martin Glas; Facharzt für Neurologie, Leiter der Abteilung Klinische Neuroonkologie, Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Essen
Priv.-Doz. Dr. med. David Kaul; Facharzt für Strahlentherapie, Oberarzt an der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie, Charité Berlin
Dr. med. Stefanie Brehmer; Fachärztin für Neurochirurgie, Oberärztin an der Klinik für Neurochirurgie, Universitätsmedizin Mannheim


Infokasten zum Thema:

IQWIG bestätigt Nutzen von Tumortherapiefeldern

Das unabhängige Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) den Nutzen und den Schaden von medizinischen Maßnahmen für Patientinnen und Patienten. Für den G-BA hat das Institut nun den Nutzen von Tumortherapiefeldern in der Behandlung von Glioblastomen überprüft. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass Tumortherapiefelder als Ergänzung zur Standardtherapie einen deutlichen Vorteil bei der Überlebensdauer mit sich bringen. Zudem zeigten sich Verbesserungen in der kognitiven Leistungsfähigkeit und den Aktivitäten des täglichen Lebens1.

Weitere Informationen unter
 www.iqwig.de


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