Otto Dix, Conrad Felixmüller, George Grosz, Käthe Kollwitz, Hanna Nagel oder Elisabeth Voigt spiegeln in ihren Arbeiten das Leben zwischen den Weltkriegen – auf der Straße, in Fabriken, Ateliers, Cafés und im Kabarett. Sie zeigen eine zerrissene Gesellschaft voller Widersprüche. Rund hundert Jahre später sind viele Themen von damals wieder aktuell. Die Ausstellung „Modern Times – Bilder der 1920er Jahre“ zeigt ab dem morgigen Freitag (27. September) Werke vom Expressionismus bis zur Neuen Sachlichkeit aus dem Lindenau Museum Altenburg und dem Museum für Neue Kunst, ergänzt um zeitgenössische künstlerische Positionen, die den Bogen in die Gegenwart schlagen. Die Schau läuft bis Sonntag, 16. Februar 2025.
Armut und Reichtum, Kriegstraumata, Revolution und politische Radikalisierung, Demokratie, Frauenwahlrecht, Freiheit und Individualität: Das Chaos sich überstürzender Ereignisse ließ in den Goldenen Zwanzigern viele Menschen verzweifeln und schürte gleichzeitig große Hoffnungen. Es entstanden Utopien einer neuen, besseren Gesellschaft. Gegliedert in sechs Themenbereiche blickt die Ausstellung nicht nur zurück, sondern sucht Parallelen zum Jetzt und gibt Denkanstöße für die Zukunft.
Den rasanten technischen Fortschritt Anfang des 20. Jahrhunderts sahen viele Kulturschaffende, Künstlerinnen und Künstler kritisch. So auch Charlie Chaplin, dessen filmisches Meisterwerk „Modern Times“ der Ausstellung den Titel leiht. Das Bild Chaplins in den Zahnrädern einer riesigen Maschine ist weltberühmt. Auch die menschlichen Figuren in Paul Fuhrmanns Gemälde „Technokratie“ scheinen sich zwischen Getrieben und Fließbändern aufzulösen. Eine heute in Zeiten von künstlicher Intelligenz viel diskutierte Verschmelzung von Mensch und Technik thematisierte Elisabeth Voigt in ihrem Holzschnitt „Maschinenmann“.
Viele Künstlerinnen und Künstler führten ein Leben am Existenzminimum. Aus dieser Erfahrung heraus entwickelten sie einen mitfühlenden Blick für die Menschen am Rande der Gesellschaft, getrieben von harter Arbeit, ohne Aussicht auf eine bessere Zukunft. Die ungerechte Verteilung des Wohlstands öffnete die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter. Wilhelm Lachnits „schwangeres Proletariermädchen“, Hans Baluscheks „asoziale Frauen“ oder Conrad Felixmüllers frierender „Zeitungsjunge“ treffen auf den „Business-man“ von Frans Masereel oder den selbstgefälligen Fabrikanten Buschbeck von Carl Lohse.
Zum zehnten Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges publizierte Otto Dix 1924 sein großes Mappenwerk „Der Krieg“ mit 50 Blättern voller abgründiger Schreckensszenarien. Tiefe Schwärze, Ritzungen und Verätzungen werden zum Ausdruck von Gewalt und Zerstörung. Die albtraumhaften Szenen spiegeln die eigene Wahrnehmung des Künstlers und knüpfen doch an kollektive Erfahrungen an. Auch die zeitgenössische, fotografische Arbeit von Yevgenia Belorusets reflektiert den Krieg, sie kommentiert ein Graffiti zum russischen Angriff auf die Ukraine und fragt nach der Bedeutung von Solidarität.
Auf den Krieg folgte eine Zeit des Aufbruchs und der Suche nach einer neuen Gesellschaftsordnung – Revolution! Viele Künstlerinnen und Künstler engagierten sich politisch, gründeten aktivistische Vereinigungen und gaben avantgardistische Zeitschriften heraus. Auf den Tod von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht reagierte Käthe Kollwitz 1919 mit dem „Gedenkblatt für Karl Liebknecht“. Heute sammelt Monika Huber in ihrem „Archiv Einsdreissig“ Bilder von weltweiten Protesten und verfremdet sie. Welche Gesten und Bewegungen wiederholen sich?
Trotz allem Aufruhr prägte die Goldenen Zwanziger ein neues Lebensgefühl voller Leichtigkeit und grenzenloser Freiheit. Insbesondere Frauen standen nun neue Möglichkeiten offen – 1918 erhielten sie das Wahlrecht, was ihre gesellschaftliche Stellung tiefgreifend veränderte. Mit viel Selbstbewusstsein und einem unbeschwerten Körpergefühl hinterfragten sie traditionelle Geschlechterrollen und Konventionen. Vor allem Künstlerinnen loteten die Grenzen aus, etwa Charlotte Berend-Corinth, die in ihrer Hommage an „Anita Berber“ Tabus sichtbar machte. Viele Männer im Kunstbetrieb betrachteten Frauen allerdings noch immer als Muse und Objekt.
Öffentliche Plätze, Theater und vor allem Cafés sind bis heute beliebte Treffpunkte. In einer Zeit ohne Computer, in der Telefon und Radio noch in den Anfängen steckten, hatten sie weitaus größere Bedeutung. Im Café erfuhr man Neuigkeiten zuerst, hier fand der politische und künstlerische Diskurs statt. Sehen und gesehen werden lautete die Devise. Zahlreiche Café-Bilder fangen den Geist der 1920er ein und zeigen eine lebendige Ära des Wandels.
Isabel Herda vom Museum für Neue Kunst und Benjamin Rux vom Lindenau-Museum Altenburg haben die Ausstellung mit Unterstützung von Roberta Čebatavičiūtė, wissenschaftliche Volontärin am Museum für Neue Kunst, gemeinsam kuratiert. Weitere Infos gibt es unter freiburg.de/modern-times.
Ein umfangreiches Programm für unterschiedliche Zielgruppen begleitet die Schau. Im hauseigenen Kino, dem Schau_Raum, sind experimentelle Videoarbeiten aus den 1920er Jahren zu sehen, die sich mit neuen Ausdrucksformen auseinandersetzen. Aktuelle Infos zu allen Veranstaltungen gibt es unter www.freiburg.de/museen-kalender.
Das Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10a, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und donnerstags bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Unter 27 Jahren, für Mitglieder des Fördervereins, mit Freiburg-Pass und mit Museums-PASS-Musées ist er frei. Tickets gibt es an der Museumskasse oder unter www.museen-freiburg.de/shop. Der Katalog zur Ausstellung, erschienen im Sandstein-Verlag, kostet im Online-Shop und im Haus 28 Euro, im Buchhandel ist er für 38 Euro erhältlich. Er wird gefördert von der Rudolf-August-Oetker-Stiftung.
(Presseinfo: Stadt Freiburg, 26.09.2024)
Titelseite » Kultur - Ausstellungen, Vorträge, Konzerte, Gastspiele » Textmeldung
Stadtkreis Freiburg - Freiburg
26. Sep 2024 - 12:33 UhrAb 27. September 2024: Museum für Neue Kunst in Freiburg zeigt „Modern Times - Bilder der 1920er Jahre aus dem Lindenau-Museum Altenburg“ - Neue Ausstellung ist bis 16. Februar 2025 zu sehen

Ab 27. September 2024: Museum für Neue Kunst in Freiburg zeigt „Modern Times - Bilder der 1920er Jahre aus dem Lindenau-Museum Altenburg“.
Museum für Neue Kunst, Ausstellungsansicht „Modern Times“.
Foto: Stadt Freiburg - Patrick Seeger
Weitere Beiträge von Medienservice (01)
Jeder Verfasser einer Meldung (Firma, Verein, Person...) hat zusätzlich noch SEINE eigene "Extrazeitung" bei REGIOTRENDS! Oben auf den roten Namen hinter „Weitere Beiträge von“ klicken. Schon sehen Sie ALLE seine abrufbaren Meldungen in unserer brandaktuellen Internet-Zeitung.
weitere Bilder: Vergrößern? - Auf Bild klicken!

- Wir sind RegioTrends-Partner
-
Gewerbeverein Emmendingen
Lammstraße 30, 79312 Emmendingen | Tel. 07641 933699K. Saar, Schuh- und Sporthaus eK
Karl Saar, Hauptstraße 43, 79336 Herbolzheim, Tel. 07643 / 4911, sport-saar@t-online.deSchuhwelt
Sven-Kovacs-Str. 5 | 79336 Herbolzheim | Telefon: 07643 8003913 | www.schuhwelt.com | hello@schuhwelt.comDestillerie Armbruster
Schlegelhof 6/1, 79312 Emmendingen, 07641/52437, 0173/2314628Reifen Zweirad Schönstein
Elzwiesen 2, 79365 Rheinhausen,Tel. 07643/6906, Fax 07643/6959, Handy 0171/3333682
und immer auch in den RegioMarktplatz-Rubriken! -

















- Regio-Termine
- Regio - Hier ist Platz für IHRE Veranstaltung! REGIOTRENDS-Service: Telefon 07641-9330919 - Weitere Termine im RegioKalender (Kategorie MAGAZIN)
- Freiamt - JETZT ANMELDEN! - Samstag, 21. Juni und Sonntag, 22. Juni 2025 OpenAir Traktor-Kino und 6. Int. Schlepper- und Bulldogtreffen in Freiamt
- Offenburg - 30. April 2025: Tanz in den Mai in Offenburg - Veranstaltung im Offenburger KiK - Kultur in der Kaserne
- Emmendingen - 30. April 2025: Emmendinger Musiknacht! - Klingende Partymeile: In den Locations sorgen Kultbands und DJs für Stimmung
- Eichstetten - Vino & Vista - 01.05.2025 - Weinwanderung
- Eichstetten - Traktor - Wein - Natur - 01.05.25
- Emmendingen - 1. Mai Hock der LINKEN auf dem Marktplatz - Motto: "Lohn von dem wir (über)leben können"
- Lörrach - 3. Mai 2025: Blumenmarkt in Lörrach - Veranstaltung auf dem Alten Marktplatz
- Herbolzheim - 04.05.2025: 3. BUNDe Tausch- & Verschenkebörse in Herbolzheim - Kleidung, Bücher, Pflanzen & Diverses
- Emmendingen - Einkaufen, bummeln, erleben! - Mittwoch, 07. Mai 2025: Krämermarkt in Emmendingen
- Freiamt - 7. Mai: Theaterstück „Am Samstag kam das Sams zurück“ mit dem Theater Knuth in Freiamt - Aufführung im Kurhaus
- Müllheim - 8. Mai 2025 - Tag der Befreiung im Markgräflerland: Nie wieder Faschismus! - Einnerungen: Alter Friedhof in Müllheim am Donnerstag, 8. Mai 2025 um 18 Uhr
- Waldkirch - Einkaufen, bummeln, erleben! - Freitag, 09. Mai 2025: Krämermarkt in Waldkirch
- Reute - Faszination Akkordeon in Reute gemeinsam erleben! - 10. Mai: Bezirkstreffen mit Wertungsspiel im Breisgau
- Emmendingen - Entertainment-Gala des Stadtmusikvereins Emmendingen - 10. Mai 2025 um 20:00 Uhr in der Steinhalle Emmendingen
- Broggingen - 11.05.2025: Wandertag und 2.Muttertagshock - Veranstaltung in Borggingen
- Waldkirch - 11. Mai 2025: Magie trifft Menschlichkeit in Waldkirch - Benefizshow mit THE MAGIC MAN am Muttertag in der Stadthalle
- Lahr - Irokesenbund und hierarchie-freie Demokratie | Vortrag von Klaus Schramm am Montag, 19. Mai 19 Uhr
- Winden - 25. Mai 2025: 11. Oldtimertreff des RMSV Soli Oberwinden e.V. im ADAC - Veranstaltung am Bahnhofsplatz mit anschließender Rundfahrt
- Offenburg - 24. Mai 2025: "Offenburg im 20. Jahrhundert, ein historischer Ausflug" - Vortrag bei Kultur in der Kaserne
- Bahlingen - Familien-Kaffeenachmittag am Sonntag, 25.5.2025, 14 Uhr, in der Silberberghalle Bahlingen - Lebenshilfe Emmenndingen und Landfrauen Bahlingen
- Offenburg - 30. Mai 2025: Salsa Dance Night in Offenburg - Veranstaltung bei Kultur in der Kaserne
- Freiamt - Freiämter-Spenden-Meisterschaft 2025 - Am 28.06.2025 steht Freiamt wieder ganz im Zeichen von Bike to help!!
- Tipps der Woche


- Wissenswertes
- Landkreis Emmendingen - Schadstoffsammlung im Landkreis Emmendingen: Falsche Datumsangabe im Abfallkalender - Sammlung in Herbolzheim und Endingen ist nicht am 2. Mai, sondern am 3. Mai 2025
- Emmendingen - Schlosskeller Emmendingen: Kulturprogramm für Q2 in 2025 steht fest - Konzerte von Bands aus der Regio sowie von internationalen Musikern
- Emmendingen - ART-TRIO - Ausstellung im Schlosskeller Emmendingen bis Ende Juni 2025
- Wyhl - Veranstaltungsreihe anläßlich des 50. Jahrestags der Platzbesetzung in Wyhl am Rhein - "Bürger helft euch selbst": Wyhl 1975 - ein Beispiel
- Herbolzheim-Bleichheim - 04.05.2025: Exkursion der Herbolzheimer BUND-Gruppe - Gewässertour: Wild-romatischer Goldbach
- Emmendingen - SHG Autismus Landkreis Emmendingen: Nächstes Treffen erst am 08.05.2025
- Regio - Mit einem Klick zu den richtigen Adressen: Einkaufen (täglicher Bedarf, regionale Erzeuger) - Shopping (Mode, Wohnen, Geschenke…) - Dienstleistung (Recht & Finanzen, rund ums Haus…) - Gastronomie - Freizeit - Betreuung & Pflege - Schön, fit, gesund


- Klick-Service