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Kreis Emmendingen - Freiamt

3. Sep 2010 - 16:22 Uhr

Sonne, Wind und Wasserkraft: Ministerpräsident Stefan Mappus besuchte die energieautarke Gemeinde Freiamt

Der Ministerpräsident kommt.
Der Ministerpräsident kommt.
Während die Regierungen in Berlin und Stuttgart noch um energiepolitische Orientierung ringen, hat die Zukunft andernorts längst begonnen. Man muss sich nur zu helfen wissen. Die Schwarzwaldgemeinde Freiamt im Landkreis Emmendingen erzeugt ihre Energie vollständig selbst aus erneuerbaren Quellen - und verkauft Strom an die großen Versorger. Wie das geht, davon überzeugte sich Ministerpräsident Stefan Mappus heute morgen bei einem Besuch.

Mit von der Partie: Der Landtagsabgeordnete Marcel Schwehr, sein Vorgänger Alfred Haas, Landrat Hanno Hurth, der CDU-Kreisvorsitzende Thomas Krumm sowie reichlich lokale und regionale Prominenz. Im Anschluss besichtigte Mappus den Hof von Helga und Walter Schneider, die mittlerweile 30 bis 40 Prozent ihres Betriebsergebnisses durch erneuerbare Energien erzielen. Doch der Reihe nach.

Begrüßt wurde der Ministerpräsident durch Freiamts Bürgermeisterin Hannelore Reinbold-Mench, die den Kurort kurz vorstellte und seine Besonderheiten. So sei Freiamt wegen seiner dezentralen Lage auch weiterhin auf Landesförderung bei der Verkehrsinfrastruktur angewiesen. Außerdem hoffe sie, so Mench, dass das Land wieder Mittel bereitstellt, um den Ausbau der Breitbandnetze voranzutreiben.

Das Kapital Freiamts seien seine Landschaft, die den Tourismus möglich mache und seine Bürger und deren ehrenamtliches Engagement, so Mench weiter. Letzteres habe denn auch bereits im Jahr 1996 zur Gründung des Vereins zur Förderung der Windenergie geführt, dem Grundstein für die Entwicklung zur energieautarken Gemeinde.

Mittlerweile erzeugt die Gemeinde 20 Prozent mehr Strom als sie selbst verbraucht. Als Nebeneffekt fallen Aufträge für das örtliche Handwerk an und damit auch
Gewerbesteuereinnahmen. Außerdem profitiert der Tourismus, weil zusätzliche Gäste den Weg nach Freiamt finden, die vor allem an der Energieerzeugung interessiert sind oder die einfach nur die unbelastete Natur genießen wollen, so Mench. Zwar sei die Situation in Freiamt nicht uneingeschränkt übertragbar. Bei konsequenter Forschung in den Themenbereichen Energiespeicherung und Einsparung könne sie sich aber vorstellen, dass ganz Deutschland seinen Energiebedarf in überschaubarer Zukunft ausschließlich aus regenerativen Quellen deckt.

Kritische Worte kamen von Thomas Krumm, CDU-Kreisvorsitzender und Unternehmer aus Bahlingen am Kaiserstuhl. Die Stimmung im Land sei derzeit nicht die Beste. Im Hinblick auf die Landtagswahl müsse sich das rasch ändern. Erneuerbare Energien seien heute ein wichtiges Thema. Die Menschen am Kaiserstuhl hätten das schon vor 30 Jahren gefordert, so Krumm, und verwies auf den verhinderten Bau eines Atomkraftwerks in Wyhl. Zu Stuttgart und Baden 21 sagte Krumm: “Wir stehen zu S 21, wahrscheinlich mehr als die Stuttgarter. Wir wollen aber auch das 3. Und 4. Gleis an der Autobahn.”

Einige Vorlagen also für Ministerpräsident Mappus, der sich ungewohnt verbindlich gab. Seine Sommertour solle vor allem dazu dienen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, so Mappus: “Bei Lob sind wir unbegrenzt belastbar. Wenn es nicht so rund läuft,“ rekurrierte Mappus auf die aktuelle Stimmungslage“, gehört es aber auch dazu, miteinander zu reden.” Erneuerbaren Energien gegenüber zeigte sich Mappus aufgeschlossen. Atomkraft sei jedoch als Brückentechnologie wichtig.

Um erneuerbare Energien weiter auszubauen, müsse zunächst das bestehende Leitungsnetz mit einem zweistelligen Milliardenbetrag erweitert werden, so Mappus. Andernfalls werde Strom subventioniert, der gar nicht gebraucht werde. Dieser Netzausbau lasse sich nur über Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken finanzieren, wobei ein Teil der Gewinne hierfür Verwendung finden soll. Die obersten Maximen seines Handelns seien Versorgungssicherheit und Kostenbewusstsein, so Mappus, und setzte noch eins drauf: “Die CDU war und ist die Partei der kleinen Leute. Deshalb ist der Energiepreis für mich ein wichtiger Aspekt.”

In Baden-Württemberg gebe es zahlreiche Haushalte, für die es sehr wohl einen Unterschied mache, ob sie 20 Euro mehr oder weniger im Monat für den Strom zahlen. Dabei könne das Land nicht gleichzeitig in alle möglichen Bereiche investieren und auch noch die Steuern senken. Auch die Finanzen, so Mappus, müssten in Ordnung sein. In den nächsten Wochen, so Mappus, werde die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke beschlossen. Er plädiere dafür, dass die Sachargumente überwiegen.

Im Anschluss an den Empfang im Kurhaus besuchten Ministerpräsident und Gäste den Hof von Helga und Walter Schneider in der Freiämter Schillingerbergstraße, der, deutscher Tradition folgend, mit der Hausnummer 23 gekennzeichnet ist, obwohl es sich um einen freistehenden Schwarzwaldhof handelt - in Höhenlage. Und nebenbei bemerkt mit einer fantastischen Aussicht. Dort ließ sich Mappus von der Familie Schneider das Betriebskonzept des landwirtschaftlichen Anwesens erläutern, das ohne erneuerbare Energien nicht mehr aufgehen würde.

Mit Vieh- und Milchwirtschaft sowie der landwirtschaftlichen Schnapsbrennerei, die 300 Liter jährlich produzieren darf, könnte der Hof nicht überleben, so Walter Schneider. Hätte man vor Jahren noch mit 25 oder 50 Kühen wirtschaften können, so Schneider weiter, seien dafür heute 100 bis 150 nötig. Tendenz steigend. Doch für weitere Zuwächse im Viehbestand seien die Höfe zu klein. Den Ausweg fanden die Schneiders in der Energiewirtschaft.

Eine Windkraftanlage, Photovoltaik, Hackschnitzelheizung und Wärmerückgewinnung bei der Milcherzeugung tragen heute 30 bis 40 Prozent zum Betriebsergebnis bei. Dadurch wird die Abhängigkeit von der Milchwirtschaft reduziert, die wegen der sinkenden Preise immer unattraktiver wird. Allein Wärmerückgewinnung und Hackschnitzelanlage entsprächen einer Heizölmenge von rund 10.000 Litern jährlich, so Schneider.

Gegen die Errichtung der Anlagen für erneuerbare Energiegewinnung gäbe es in der Gemeinde auch keine Vorbehalte, ergänzte Ernst Leiner, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Windenergie. Man müsse die Mitbürger nur frühzeitig ins Boot holen, gründlich informieren und mitnehmen, dann würden solche Bauwerke auch akzeptiert. Lediglich bei den Genehmigungsverfahren würden die Hürden immer höher. Ministerpräsident Mappus zeigte sich beeindruckt und gab sich leutselig, bevor er wieder in Richtung Stuttgart entschwand.


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