Komplexe Antragsverfahren und veränderte Rahmenbedingungen in der Projektförderung erschweren zunehmend die Arbeit der Naturparke Baden-Württembergs. Aus Sicht der Naturparke ist es deshalb wichtig, Fördermittel künftig zeitnah und unbürokratisch zur Verfügung zu stellen. Nur so können wichtige Projekte und Partnerschaften fortgeführt werden. Kooperationen, beispielsweise mit Gästeführenden und den Volkshochschulen sowie enge Partnerschaften, wie ganz aktuell mit Landwirt Steffen Brupbach, sind essenziell, um die Zukunft der Region gemeinsam aktiv mitgestalten zu können.
Die sieben Naturparke sind Modellregionen nachhaltiger Entwicklung, Netzwerker, Impulsgeber, Moderatoren und Förderinstrumente für zukunftsgerichtete Investitionen in ländlichen Räumen. Zunehmende Problemstellungen in der Projektförderung binden immer mehr Personal und verhindern dadurch die konkrete Umsetzung von wichtigen Projekten vor Ort. Um die erfolgreiche Arbeit der Naturparke auch in Zukunft fortsetzen zu können, darf die Kontinuität der Arbeit keinen Schaden nehmen.
Im Rahmen der dezentralen Pressegespräche, die am gestrigen Dienstag (23. Mai 2023) in allen Naturparken Baden-Württembergs stattfanden, ging die Vorsitzende des Naturparks Südschwarzwald e. V. und Sprecherin der AG Naturparke Baden-Württemberg, Landrätin Marion Dammann, auf diese aktuellen Erschwernisse ein: „Das Land Baden-Württemberg hat die Risiken erkannt und Schritte eingeleitet, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Dankenswerterweise wurden mit einem Sonderprogramm die dringlichsten Vorhaben der Naturparke finanziell unterstützt. Ebenso wurden die Personalengpässe übergangsweise aufgestockt. Dennoch bleiben strukturelle und organisatorische Defizite, die eine verlässliche und wirkungsvolle Naturparkarbeit in Zukunft gefährden. Es muss das Ziel sein, die zur Verfügung stehenden Fördermittel so schnell wie möglich auf die Fläche zu bringen. Daher benötigt es dringend die dauerhafte personelle Stärkung des Regierungspräsidiums Freiburg als zentrale Bewilligungsbehörde sowie eine Vereinfachung aufwendiger Förderverfahren.“
In den letzten Jahren wurden durch die Zusammenarbeit der Beteiligten jährlich über 180 Projekte mit einem Mittelvolumen von bis zu drei Millionen Euro im ländlichen Raum umgesetzt. Die Naturparke können im Jahr 2023 aufgrund fehlender Richtlinien im EU-Bereich auf ein Fördermittelvolumen von voraussichtlich ca. 2,25 Mio. Euro nicht zugreifen. Naturparke müssen und wollen jedoch weiterhin wirken – insbesondere auch, um ihre Aufgaben aus dem Bundes- sowie Landesnaturschutzgesetz erfüllen zu können.
Gemeinsam stark im Südschwarzwald:
„Kontinuität und Verlässlichkeit sind in der Zusammenarbeit mit Partnern sehr wichtig. Begonnene Projekte, die aufgrund von Finanzierungsengpässen wieder gestoppt werden müssen, tragen zur Frustration bei“, so Landrätin Marion Dammann zur Problematik, die auch den Naturpark Südschwarzwald beschäftigt. Dass es sich lohnt, in die Arbeit vor Ort zu investieren, stellten Naturpark-Akteurinnen und -Akteure im Rahmen des Termins in Teningen-Heimbach heraus. Die Gemeinde im Landkreis Emmendingen bildet im Kleinen beispielhaft für viele Naturpark-Gemeinden sehr gut die facettenreiche Themenlandschaft des Naturparks Südschwarzwald ab. Blühflächen, Themenpfade wie der neu eröffnete inklusive Allmendpfad, eine angehende Naturpark-Schule und nun auch ein Naturpark-Partner – darauf ist auch Bürgermeister Heinz-Rudolf Hagenacker stolz.
Um diese Vielfalt für die Menschen erlebbar zu machen, beteiligt sich der Naturpark unter anderem auch finanziell an der Aus- und Weiterbildung der hiesigen Gästeführenden, deren Zahl kontinuierlich steigt. Seit dem Jahr 2000 wurden an den Volkshochschulen Markgräflerland und Hochschwarzwald über 300 „Heimat-Profis“ darauf geschult, Gästen den Südschwarzwald auf kreative Art und Weise nahezubringen. In den 240 Stunden der Ausbildung eignen sich die Teilnehmenden ein beachtliches Wissen über Geologie und Geografie, Geschichte und Brauchtum oder Recht und Steuern in Theorie und Praxis an. Nach bestandener Abschlussprüfung erhalten sie ihr Zertifikat, doch damit ist es noch nicht getan: Jährlich werden darüber hinaus drei Fortbildungen von den Gästeführenden besucht, um den Südschwarzwald umfänglicher kennenzulernen. „Die Gästeführenden sind wichtige Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für die Arbeit des Naturparks. Da die enge Kooperation mit den beteiligten Volkshochschulen sowie mit den Gästeführenden so gewinnbringend ist, müssen auch hierfür weiterhin Fördergelder vorhanden sein“, macht Roland Schöttle deutlich.
Steffen Brupbach als Naturpark-Partner ausgezeichnet:
Kooperationen und Partnerschaften werden auch in Zukunft einen hohen Stellenwert in der Naturparkarbeit einnehmen. Seit rund einem Jahr wird dies durch das Partnerkonzept weiter intensiviert. Hand in Hand für eine nachhaltige Entwicklung – unter diesem Slogan sucht der Naturpark Südschwarzwald Akteurinnen und Akteure, welche die Zukunft der Region aktiv mitgestalten möchten. In Steffen Brupbach aus Teningen-Heimbach wurde ein weiterer Naturpark-Partner gefunden, der sich nicht nur durch seine wertvolle Landschaftspflegeleistung auszeichnet: auch die Aufklärungsarbeit, die er in den modernen Medien rund um Naturparkthemen sowie Landwirtschaft im Speziellen leistet, hat eine zunehmend große Relevanz. Der Quereinsteiger zeigt darüber hinaus, dass Landwirtschaft nicht gezwungenermaßen an Hof und Familientradition gebunden ist. Brupbach hat aufgrund seiner Hoferfahrung „beim Opa“ schon früh den Wunsch verfolgt, selbst Tiere zu halten. Ein steiniger Weg führte ihn über mehrere Zwischenetappen zum heutigen Stallgebäude am Rande Heimbachs, wo er vorwiegend Vorder- und Hinterwälderrinder sowie Ziegen, Schafe, Hühner, Enten und Gänse hält und jeden Sonntag seine Türen für Familien öffnet, um Landwirtschaft greifbar zu machen.
Seine Erlebnisse rund um Landwirtschaft, Biodiversität und Naturlandschaft teilt er regelmäßig über Social Media mit der Welt. „Mir ist es einfach wichtig, einen Beitrag dazu zu leisten, dass die zunehmende Kluft zwischen Landwirtschaft und Bevölkerung abgebaut wird. Darüber hinaus möchte ich zeigen, welch großen Beitrag man leisten kann, wenn man im Einklang mit der Natur wirtschaftet und die Artenvielfalt in unserer Region sichert“, so Brupbach zu den Beweggründen. Auch in der Zusammenarbeit mit dem Naturpark will er für die wichtige Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte sensibilisieren, lässt dabei aber auch Raum für kritische Fragen. „Wir freuen uns, dass wir in enger Zusammenarbeit mit dem Brupbach-Hof Aufklärungsarbeit leisten können – bei jüngeren Menschen über Social Media und im Rahmen des Programms Lernort Bauernhof auch schon für die Kleinsten“, freut sich Naturpark-Geschäftsführer Roland Schöttle. Steffen Brupbach trägt nun die Auszeichnung „Naturpark-Partner“ und der gemeinsame Weg kann beginnen.
Die Naturparke Baden-Württembergs werden unterstützt mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg, der Lotterie Glücksspirale und Mitteln der Europäischen Union, sowie von aus Mitgliedsbeiträgen von Kommunen und Vereinen.
(Presseinfo: Naturpark Südschwarzwald, 24.05.2023)
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Kreis Emmendingen - Teningen
24. Mai 2023 - 13:30 UhrNaturparke Baden-Württemberg: "Gemeinsam stark in der Regio - auch in Zukunft?!" - Naturpark-Themen in Teningen-Heimbach greifbar gemacht - Neuen Naturpark-Partner Steffen Brupbach vor Ort ausgezeichnet
Naturparke Baden-Württemberg: "Gemeinsam stark in der Regio - auch in Zukunft?!"
m Rahmen der Veranstaltung erhielt Steffen Brupbach darüber hinaus seine offizielle Auszeichnung als „Lernort Bauernhof“ von Koordinatorin Ann-Kathrin Schmider.
Foto: Naturpark Südschwarzwald e.V.
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