Die europäische Wildkatze breitet sich nach ersten Nachweisen im Jahr 2006 in Baden-Württemberg weiter aus - davor galt die Art seit 1912 als im Land verschollen. Entlang des Rheins liegen fast flächendeckend gesicherte Nachweise vor. Weitere vereinzelte Vorkommen befinden sich im Naturpark Stromberg-Heuchelberg, im Bereich der Ostalb und an der oberen Donau.
„In Baden-Württemberg werden ehemals ausgestorbene Tierarten wieder heimisch. Besonders die Verbreitung der auch bundesweit seltenen Wildkatze ist sehr erfreulich. Damit sich diese Arten aber weiter bei uns ausbreiten können, brauchen wir eine bessere Vernetzung ihrer Lebensräume“, sagte der baden-württembergische Naturschutz- und Forstminister Alexander Bonde am Dienstag (20. Oktober) bei einem Besuch in Rheinstetten-Neuburgweier (Landkreis Karlsruhe).
„Ich freue mich sehr darüber, dass wir die Wildkatze wieder in Baden-Württemberg begrüßen dürfen. Dieser Erfolg basiert auch auf der naturnahen Bewirtschaftung unserer Wälder durch Forstleute und Waldbesitzende sowie auf der wissenschaftlichen Kompetenz der Forschungseinrichtungen im Land. Maßgeblichen Anteil daran haben auch die vielen ehrenamtlichen Naturschützerinnen und Natürschützer ‑ insbesondere des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ‑ und die Jägerinnen und Jäger im Land, die die Wissenschaftler der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) beim Nachweis tatkräftig unterstützen und sich für den Biotopverbund einsetzen“, betonte Bonde.
Die Wildkatze gelte als eine Leit- und Zielart für den Biotopverbund des Waldes. Al-lerdings sei sie vor allem durch den Straßenverkehr und die Zerschneidung ihrer Lebensräume bedroht. Auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse habe die FVA im Auftrag des Landes daher einen Generalwildwegeplan erarbeitet, der die überregionalen Verbindungen zwischen den bedeutenden Wildtier-Lebensräumen in Baden-Württemberg und zu benachbarten Ländern fundiert darstelle, sagte der Minister abschließend.
Hintergrundinformationen:
Biologie der Wildkatze:
Die Wildkatze (Felis silvestris silvestris) ist eine Bewohnerin großer zusammenhän-gender Wälder und abwechslungsreicher Wald-Feld-Gebiete. Zudem sonnt sie sich gerne an Felsen, aber auch an Baumstümpfen. Unterschlupf findet sie unter Felsen, Wurzeltellern, Baumhöhlen, in Dachs- und Fuchsbauten sowie in Reisighaufen. Waldarme Kulturlandschaften meidet sie ebenso wie Gebiete, die lange von einer geschlossenen Schneedecke bedeckt sind. Ihre Reviere sind zwischen 100 und 3000 Hektar groß. Sie jagt dort, wo ihre Hauptbeute, die Wühlmäuse, am zahlreichsten sind: An Waldrändern und Säumen, in (Wald-)Wiesen, in totholzreichen alten Wälder). Die Wildkatze ist eine reine Fleischfresserin. Neben (Wühl-) Mäusen ernährt sie sich vor allem von Vögeln, Fischen und Reptilien - selten auch von Kaninchen und größeren Beutetieren.
Vorkommen der Wildkatze:
In Baden-Württemberg galt die Wildkatze seit 1912 als ausgestorben. Im Januar 2006 wurde der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg eine überfahrene Katze bei Breisach am Kaiserstuhl gemeldet, die zweifelsfrei als Wildkatze bestätigt werden konnte. Ein zweiter Wildkatzennachweis gelang ein Jahr später ‑ wiederum am Kaiserstuhl. Seither lief eine systematische Fahndung nach der Wildkatze auch in anderen Regionen, die von der FVA, der Wildforschungsstelle in Aulendorf (WFS) und dem BUND mit der Lockstock-Methode durchgeführt wurde. Dabei werden die Katzen mittels Baldrian an eine angeraute Holzlatte (= Lockstock) gelockt und hinterlassen beim Reiben daran Haare. Über eine genetische Analyse konnten mit dieser Methode insbesondere im Kaiserstuhl und in der Rheinebene zahlreiche Wildkatzen nachgewiesen werden.
Weitere Informationen zur Waldwirtschaft finden sich auf der Internetseite des Minis-teriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz unter www.mlr.baden-wuerttemberg.de.
(Presseinfo: Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz
Baden-Württemberg, 20.10.2015)
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20. Oct 2015 - 15:57 UhrWildkatze breitet sich im Land weiter aus - Naturschutz- und Forstminister Alexander Bonde: „Vernetzung der Lebensräume unverzichtbar für ehemals ausgestorbene Tierarten“
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