Die Stadt Offenburg und der Förderkreis Kunst + Kultur e.V. verleihen 2020 zum vierten Mal den Oberrheinischen Kunstpreis Offenburg. Die Fachjury hat den Oberrheinischen Kunstpreis 2020 dem Künstler Peter Bosshart zugesprochen. Die Auszeichnung beinhaltet ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro, eine Katalog-Publikation sowie eine
viermonatige Ausstellung in der Städtischen Galerie Offenburg.
Mit der Wahl Peter Bossharts als Preisträger des Oberrheinischen Kunstpreises Offenburg zeichnet die Jury einen Maler aus, dessen Leidenschaft der kraftvoll-figürlichen Bilderzählung gilt. Seine Malerei prägt die Lust am Fabulieren und Geschichtenerzählen.
Meist sind seine Erzählungen ganz nah am alltäglichen Leben, denn der Künstler verwebt Gesehenes, Gehörtes, aber auch Träume, Anekdoten und Wortspiele. Die Schilderungen sind oft hintergründig, gezeichnet von einem sehr persönlichen Humor. Meist zeigen Bossharts Bilder nur ein einzelnes Motiv, manchmal stark vergrößert. Auch seine Palette
umfasst häufig nur wenige Farben: Hautfarbe, Schwarz, Weiß und ein oder zwei Primärfarben. Damit entsteht ein ganz eigener Bildkosmos, oder wie der Künstler es ausdrückt: „Ich versuche das Reich der Malerei zu entdecken, in dem ich es beschränke.“
Das Vergnügen beim Betrachten der Bilder ist Peter Bosshart ein besonderes Anliegen. Seine Vorgehensweise beschreibt der Juryvorsitzende Klaus Gallwitz und stellt sie zugleich in ihren historischen Kontext: „Über- und Untertreibung liegen hautnah beieinander, hier in liebevoller Rivalität, dort in labilem Gleichgewicht. Allerlei Realität wird ins Piktogramm geschnürt und mit Ironie und Farbe aus der Fessel wieder befreit. Die Collage ist ein Mittel, das ihm zur Tarnung oder Überraschung dient.“ Im Endergebnis handelt es sich „um klassische ‘Schilderkunst‘, wie seine Kollegen in den Niederlanden seit alters die Malerei so anschaulich wie konkret benennen und handhaben. So besteht sie noch heute, am Nieder- wie am Oberrhein.“
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Peter Bosshart, 1966 in Lörrach geboren, lebt und arbeitet in Efringen-Kirchen. Nach einer Ausbildung zum Textilmustergestalter in Lörrach besuchte er die Kunstgewerbeschule in Basel, danach studierte er von 1990 bis 1996 an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt am Main bei Thomas Bayrle, Martin Kippenberger und Andreas Slominski.
1996/98 erhielt er ein Atelierstipendium der Stadt Frankfurt für das Künstlerhaus Mousonturm. Nach seinem Frankfurter Aufenthalt kehrte er
1998 als freischaffender Künstler in seine Heimatregion zurück. 2018 wurde er mit dem Kunstpreis der Stiftung der Sparkasse Markgräflerland ausgezeichnet.
Der Künstler wurde ausgewählt von einer Jury unter Vorsitz des Kunsthistorikers und internationalen Kurators Prof. Dr. Klaus Gallwitz und den weiteren Mitgliedern Julia Garimorth, Chefkonservatorin, Musée d‘ Art Moderne de la Ville de Paris, SörenGrammel, Leiter Kunst ab 1960 / Gegenwartskunst, Kunstmuseum Basel, Dr. Christine Litz, Direktorin des Museums für Neue Kunst Freiburg, und Dr. Bernhard Serexhe,
Kurator, Karlsruhe.
Die Preisverleihung mit Festakt in der Reithalle sowie die daran anschließende Eröffnung der Ausstellung in der Städtischen Galerie Offenburg werden am 18. Oktober 2020 stattfinden. Die Ausstellung wird bis Mitte Februar 2021 gezeigt werden.
Der Oberrheinische Kunstpreis ist ein Kooperationsprojekt von der Stadt Offenburg und dem Förderkreis Kunst und Kulktur
Bisherige Preisträger/innen: 2011 die Malerin Corinne Wasmuht, 2014 die Zeichnerin Miriam Cahn, 2017 der Pionier der elektronischen Klangkunst Peter Vogel.
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"Alltagswürde": Peter Bosshart über die Entstehung von Geschichten:
Der Maler Peter Bosshart aus Efringen-Kirchen ist Träger des Oberrheinischen Kunstpreises 2020. Die Redaktion hat mit dem 54 Jährigen über Leben und Werk gesprochen.
Herr Bosshart, Ihre Malerei sei geprägt von der Lust zu fabulieren und Geschichten zu erzählen, hieß es in der der Begründung der Jury. Gestatten Sie uns einen Blick hinter Ihre Stirn. Was ist zuerst da – die Geschichte oder das Bild?:
Peter Bosshart: Das ist bei mir ziemlich eindeutig, würde ich sagen. Ich probiere aus den Bildern heraus. Während des Malens entstehen kleine Abweichungen von der Normalität, an denen sich eine Geschichte entspinnen kann. In Düsseldorf hatte ich ein Chagallbild gesehen, in dem ein kleiner Rabbi auf dem Kopf eines großen Rabbis auf dem Weg zur Synagoge steht. Ein Kind, das vor dem Bild stand, sagte: „Wahrscheinlich will der kleine Rabbi ja gar nicht in die Synagoge.“ Eine kleine Geschichte, die beim Betrachten in der Fantasie des Kindes entstanden ist.
Ihre Bilder lösen ebenfalls Geschichten aus ...:
Bosshart: Ich spiele gern mit den Farben und Formen. Ich male einen Schneemann – und dann ist der plötzlich schwarz. Das war gar nicht so geplant. Und es ist nicht normal. Beim Betrachten fragt man sich: Was ist mit diesem Schneemann los? Und schon entsteht eine Geschichte. Vielleicht handelt es sich um einen traurigen Schneemann. Wer weiß? Oder ich beginne, eine Socke zu malen. Daraus wird dann ein Fuß. Und aus dem Fuß ein Schuh. Und weiter geht es dann in den Köpfen der Betrachter.
Sie werden zitiert mit den Worten: „Ich versuche, das Reich der Malerei zu entdecken, indem ich es beschränke.“ Wie sind Sie auf diese Formel gekommen?:
Bosshart: Ich will mit meiner Malerei etwas ausdrücken, was ich „die Würde des Alltags“ nenne. Das ist mein Anliegen. Es geht um die unscheinbaren Dinge und Situationen, die uns verbinden. Ein Zaun, ein Fahrrad, eine Frisur, eine Katze – oder eben eine Socke, ein Schuh oder ein Fuß. Oder eine Unterhose. Niemand spricht da-rüber, aber jeder hat eine Unterhose an. Das Zitat bezieht sich aber mehr auf die Beschränkung der Mittel: eine eingeschränkte Farbpalette etwa: Eine Primärfarbe, dazu gerade mal Schwarz und Weiß. Da passiert schon genug für mich.
Sie haben viele Jahre in Frankfurt am Main gelebt und gearbeitet und sind dann in Ihre Heimat, das Markgräflerland, zurückgekehrt. Was waren die Beweggründe?:
Bosshart: Es war sehr gut in Frankfurt, auch die Stadt hatte eine gute Größe für mich. Aber als ich zurückkam, habe ich gemerkt, dass ich am liebsten Zeit mit sehr nahen Freunden und der Familie verbringe und trotzdem hier gut für mich sein kann. Die Menschen im Dorf sind offen, die Landschaft ist sehr besonders. Da ist diese bestimmte Saftigkeit der Farben. Hier kann ich mich gut fokussieren auf die Einzelheiten, auf die kleinen Ausschnitte, denen wir wenig Beachtung schenken, die aber unser Leben bestimmen.
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Ortenaukreis - Offenburg
16. Jan 2020 - 20:43 Uhr„Die Lust am Fabulieren" - Maler PETER BOSSHART erhält Oberrheinischen Kunstpreis Offenburg 2020
Maler PETER BOSSHART erhält Oberrheinischen Kunstpreis Offenburg 2020
Foto: Stadt Offenburg
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