76. Delegiertenversammlung des Handelsverbandes Südbaden in Freiburg – Brennpunktthema Kriminalität im Einzelhandel - Erreichbarkeit der Städte: "Schaffung von zentrumsnahen Parkplätzen. Dem Kunden muss die Wahl bleiben, wie er in die Geschäfte kommt!"

Die Delegierten des Handelsverbands Südbaden trafen sich am heutigen Dienstag zur 76. Delegiertenversammlung im Hotel Stadt Freiburg. Mit dabei waren die Justizministerin des Landes Baden-Württemberg, Marion Gentges (CDU), die SPD-Landtagsabgeordnete Gabi Rolland sowie der online zugeschaltete SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Fiedler.

Den öffentlichen Teil eröffnete Verbandspräsident Roland Fitterer. Fitterer sprach von einer Zeit der Krisen, die sowohl Risiken als auch Chancen biete. Man habe in der Pandemie die Arbeitsweise grundlegend ändern müssen. „Der Handel hat gezeigt, wie anpassungsfähig er ist!“, so der Präsident. Fitterer forderte eine verbesserte Erreichbarkeit der Städte, den Ausbau des ÖPNV und die Schaffung von zentrumsnahen Parkplätzen. „Dem Kunden muss die Wahl bleiben, wie er zu uns in die Geschäfte kommt!“, so Fitterer.
Er mahnte auch die Erhöhung der Aufenthaltsqualität an. Märkte und Events förderten diese.

Herausforderungen wie der Fachkräftemangel seien weiterhin zu bewältigen und das bedeute, kreativ zu werden. Auch die Nachhaltigkeit sei immer mehr Thema. Sowohl ressourcenschonende Verpackungen, als auch regionale Produkte seien gefragter denn je.

Als wichtiges Thema sprach Fitterer die Sicherheit an. Die Angriffe auf Personal und Sicherheitsleute seien gestiegen und die Ladendiebstähle hätten im Jahr 2023 um 24 Prozent zugenommen. Dabei sei eine sehr hohe Dunkelziffer gar nicht berücksichtigt. Man müsse das Personal schulen und selbst tätig werden. Gleichzeitig forderte Fitterer mehr Personal bei Polizei und Staatsanwaltschaft.

„Wir müssen die Zukunft gemeinsam gestalten. Die Krisen sind gleichzeitig Ansporn, sie zu bewältigen!“ schloss der Präsident.

Marion Gentges, Justizministerin des Landes Baden-Württemberg, sprach ein Grußwort. Sie anerkannte die Sicherheitsprobleme des „drittgrößten Wirtschaftszweigs in Baden-Württemberg“. Auch sie stellte fest, dass die Kriminalitätsbelastung um neun Prozent gestiegen sei. Allein in Baden-Württemberg sei im letzten Jahr ein Entwendungsschaden von 5,8 Millionen Euro entstanden. Der Eindruck des überforderten Staates sei aber subjektiv. Das müsse man aber ernst nehmen, denn diese Subjektivität sorgt für Verunsicherung.

Als Maßnahme nannte Gentges das vereinfachte Verfahren, einfache Straftaten direkt abzuurteilen. Das funktioniere gut. „Hier verzeichnen wir zu 100 Prozent Verurteilungen. Verfahrenseinstellungen oder Freisprüche gäbe es nicht. Freiburg sei eine von drei Modellregionen, in denen diese Verfahren angewendet würden.

Der online zugeschaltete SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Fiedler nannte die Kriminalstatistik in erster Linie einen Arbeitsnachweis der Polizei. Man müsse hier andere Kriterien wie beispielsweise nachweisbare Verluste des Einzelhandels berücksichtigen. Fiedler ging auch auf andere Kriminalitätsarten wie Drogen, Geldwäsche sowie Produkt- und Markenpiraterie ein. Er forderte, die Opfer mehr in den Mittelpunkt zu stellen und besser zu informieren. Der Austausch sei ausbaufähig, aber essenziell.

Fiedler nahm auch an der folgenden Podiumsdiskussion teil. Außer Justizministerin Gentges diskutierte auch Galerie-Kaufhof-Geschäftsführerin der Filiale Freiburg, Ülkü Saltik und Polizeidirektor Armin Bohnert mit. Saltik berichtete von immer dreister werdenden Dieben, die auch Personal und Sicherheitsleute angreifen würden. Bohnert widersprach der These, mehr Personal sei nicht der Schlüssel zur Lösung. Gentges betonte noch einmal die Effektivität der vereinfachten Verfahren. Die Diskussion wurde von Stefan Folberth vom Handelsverband Baden-Württemberg moderiert.