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RegioTrends

Stadtkreis Freiburg - Freiburg

25. Mai 2020 - 15:12 Uhr

Im Würgegriff von Corona - Vereinigung Badischer Unternehmerverbände: Pandemie treibt Südbadens Wirtschaft in die Rezession


Noch zu Jahresbeginn hofften südbadische Betriebe von einer vorhergesagten Rezession in diesem Jahr verschont zu bleiben. Grundsätzlich lief das Jahr ganz gut an, doch Corona hat vielen Branchen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Ein verhalten positives Bild der Konjunktur zeichnete der vierteljährliche Konjunkturbericht „Geschäftsklima Baden-Württemberg“ der L-Bank zu Jahresbeginn. Demnach zeigten sich die befragten Unternehmer optimistisch mit Blick auf ihre aktuelle Geschäftslage - selbst wenn das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Berechnungen des Instituts gegenüber dem Vorquartal sinken sollte.

Wenige Wochen später ist vom Optimismus nichts mehr zu hören, Covid-19 hat unsere Unternehmen in Südbaden im Würgegriff, wie in ganz Deutschland.
Für viele Betriebe geht es um das nackte Überleben, trotz der vermeintlichen Unterstützung durch die öffentliche Hand.

Reagiert hat der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: in seinem Sondergutachten, das er Ende März veröffentlicht hat, gibt es drei Szenarien. Beim so genannten Basisszenario – hier soll sich die wirtschaftliche Lage über den Sommer normalisieren – rechnet der Rat mit einem Rückgang des BIPs um -2,8 Prozent. Für 2021 sind die fünf Weisen optimistischer – sie erwarten ein Plus von 3,7 Prozent.

Wie massiv die Auswirkungen sind, zeigt ein Blick in die veröffentlichten Mai-Konjunkturprognose „Geschäftsklima Baden-Württemberg“ der L-Bank. Das Institut spricht „…vom stärksten Rückgang seit dem Beginn der Zeitreihe 1991...“ In den Bereichen verarbeitendes Gewerbe, Groß- und Einzelhandel sowie dem Dienstleistungssektor rechnen die befragten Unternehmen in den kommenden sechs Monaten mit einer rückläufigen Geschäftsentwicklung. Ausnahme bilde hier das Bauhauptgewerbe: Zwar sei auch hier der Klimaindikator gesunken, allerdings sei die Lage nach wie vor gut. Zur Orientierung: Lag der L-Bank Ifo-Konjunkturtest im Januar bei einem Indexwert von 3,70, rutschte er im April auf -47,10.

Arbeitsmarkt:
Südbadens Arbeitslosenstatistik für den April 2020 zeigt eine leichte Zunahme gegenüber dem Vormonat. Dies ist unter anderem der Einführung von Kurzarbeit zu verdanken:

Arbeitsagentur Offenburg (Arbeitslosenquote: 3,6 Prozent, Veränderung Vormonat: + 0,7 Prozent), Kurzarbeit angezeigt wurde von 4.000 Betrieben für 58.000 Beschäftigte.
Freiburg (4,1 Prozent; + 0,8 Prozent), Kurzarbeit angezeigt wurden von 6.500 Betrieben für 80.000 Beschäftigte.

Lörrach (4,1 Prozent; + 1,0 Prozent), Kurzarbeit angezeigt wurde von 3.800 Betrieben für 45.000 Beschäftigte.

Villingen-Schwenningen (3,8 Prozent; + 1,2 Prozent).

In ganz Baden-Württemberg lag die Arbeitslosenquote im April bei 4,0 Prozent (+0,9 Prozent), im Mai 2019 noch bei 3,1 Prozent. Kurzarbeit angezeigt wurde von 79.000 Betrieben für 327.000 Beschäftigte.

Bau / Ausbau:
Einen Umsatz von 19 Mrd. Euro und damit ein Plus von 9,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwirtschaftete die gesamte Bauwirtschaft in Baden-Württemberg. Bei Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten hat der Wirtschaftsbau mit einem Plus von 15,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr besonders zugelegt. Beim öffentlichen Bau gab es ein Plus von 9,8 Prozent, im Wohnungsbau einen Zuwachs um 6,5 Prozent. Die Baupreise stiegen im gleichen Zeitraum um 4,9 Prozent.

Bei den Auftragseingängen gab es ein Plus von 15,2 Prozent gegenüber 2018, das Gesamtvolumen stieg auf insgesamt 12 Mrd. Euro. Nicht mitgehalten hat der Straßenbau, der lediglich ein Plus von 1,7 Prozent gegenüber 2018 aufweisen konnte.

Coronabedingt wird in 2020 keine Steigerung des Umsatzes erwartet, eher eine Reduzierung bis zu 2,2 %.

Als insgesamt ganz gut lässt sich die Entwicklung im Holzbau im vergangenen Jahr beschreiben. Besonders positiv hat sich die Lage in Südbaden entwickelt: Mit einem Anteil von 31 Prozent aller genehmigten Wohnungen (2018) liegt die Region bundesweit an der Spitze.

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage von Holzbau Baden zeigt, dass Corona nur wenig Einfluss auf die Lage der Mitgliedsbetriebe hat: Nur bei 7 Prozent ist der Betrieb „erheblich gestört“, bei 93 Prozent der Unternehmen ist der Betrieb wenig oder gar nicht gestört.

Auch bei den befragten Stuckateuren gab es nur selten „erhebliche“ Störungen. Viele Betriebe arbeiten derzeit ihre Aufträge auf. Wie es weiter geht, wird sich zeigen.

Die Schreiner in Südbaden können sich über eine relativ gute Auslastung freuen: Nur bei 30 Prozent der befragten Betriebe sind seit Einführung der Corona-Maßnahmen von „erheblichen Störungen“ betroffen.

Dies hängt auch mit dem direkten Kundenkontakt zusammen, was viele Kunden in der Pandemiezeit nicht wünschen.

Gastronomie / Hotellerie:
Besonders betroffen von der Corona-Krise sind die Gast- und Beherbergungsbetriebe. Anfang 2020 erwartete die Branche noch steigende Umsätze, doch mit Beginn der corona-bedingten Schließungen erzielen Gaststätten und Hotels kaum Umsatz. Lediglich der Verkauf von Speisen außer Haus und die Übernachtungen durch Geschäftsreisende sorgen für Einnahmen. Diese Alternative bietet sich allerdings nicht für Bars und Diskotheken.
Daneben machen den Betrieben auch Auseinandersetzungen mit Betriebsschließungsversicherungen zu schaffen, die nicht zahlen wollen. Hinzu kommen Vermieter, die ihren Mietern nicht entgegenkommen. Zahlreiche Betriebe arbeiten kurz und haben Soforthilfen von Bund und Land beantragt.

Die Aussichten verheißen nichts Gutes: Eine Baden-Württemberg-weite Umfrage unter rund 10.000 Betrieben zeigt, dass ein Drittel der befragten Unternehmen befürchtet, die Corona-Krise nicht zu überleben.

Handel:
Zwar legte der Umsatz im Einzelhandel in Baden-Württemberg dieses Jahres im Februar um 4 Prozent gegenüber dem Januar zu, doch ein Einfluss der sich anbahnenden Corona-Krise lässt sich hier nicht festmachen. Zu diesem Zeitpunkt prognostizierte der Handelsverband, dass die Corona-Krise zu einem noch nie dagewesenen Umsatzeinbruch führen würde. Zwar verzeichneten Bereiche, wie der Lebenseinzelhandel und Baumärkte, eine andere Umsatzentwicklung, doch der stationäre Handel hat massiv durch die Zwangsschließungen gelitten.

Viele Unternehmen kämpfen ums Überleben, obwohl seit einigen Tagen viele Geschäfte – unter strengen Hygiene-Auflagen – wieder geöffnet haben. Trotzdem zeigt eine Umfrage von Mitte Mai „einen großen Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr sowie eine stark verringerte Kundenfrequenz“. Im Vergleich zum Vorjahrszeitraum liegt der Umsatz derzeit zwischen 20 und 40 Prozent.

Große Sorgen bereiten dem Handel die Aussage von mehr als 700 befragten Händlern, von denen rund 50 Prozent in den kommenden beiden Jahren mit dem Aus für ihr Geschäft rechnen. Ursache sind hier die großen Belastungen durch die Corona-Krise. Seit einigen Wochen fordert der Verband deswegen einen staatliche Entschädigungsfonds für die Branche.

Landwirtschaft:
Ein Rückblick auf 2019 in der Landwirtschaft zeigt, dass die langanhaltende Trockenheit ein immer größeres Problem wurde. Erst der Mai sorgt mit Niederschlägen und kühleren Temperaturen für Entspannung. Im Ergebnis fuhren die Landwirte eine durchschnittliche Ernte ein. Andere Themen wie Futterknappheit in der Rinderhaltung und damit verbundenen höheren Beschaffungskosten, der Käferbefall und ein übersättigter Holzmarkt spielten ebenso eine wichtige Rolle.

Überschattet wird alles von der Corona-Krise - Stichwort „Ernte“: Seit Jahren sind hier osteuropäische Saison-Arbeiter auf den badischen Feldern unterwegs. Dieses Jahr gab es zunächst ein Einreiseverbot, dann kamen Helfer per Flugzeug ins Land. Anders als zuvor, gab es auch zahlreiche einheimische Freiwillige. Um die weitere Verbreitung der Infektion zu verhindern, gelten inzwischen in der Landwirtschaft zahlreiche Hygieneauflagen.

Eine weitere Einnahmequelle für viele Landwirte war vorübergehend versiegt – Stichwort „Ferien auf dem Bauernhof“.

Ein Silberstreif am Horizont ist die vom Ministerium für den ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg verbreitete Ankündigung, wonach landwirtschaftliche Gastgeber seit dem 18. Mai wieder Ferienwohnungen an Gäste vermieten dürfen.

Spirituosen-Hersteller:
Einen Umsatzzuwachs von rund 1,6 Prozent verzeichnete der Verband der Baden-Württembergischen Spirituosen-Hersteller 2019. Besonders erfolgreich am Markt waren Gin, Whisky, Eier- und Pfefferminzlikör. Ein wichtiger Grund für den Erfolg dieser Getränke ist die Experimentierfreudigkeit der Hersteller - insbesondere beim Gin und Likören werden unterschiedlichste Geschmacksrichtungen angeboten.

Seit drei Jahren müssen alle Brennereien ihre Produkte ohne staatliche Hilfe vermarkten, was insbesondere landwirtschaftliche Klein- und Obstbrenner betrifft. Die Zahl dieser Betriebe hat sich verringert: Hier wird, wenn ein Generationswechsel ansteht, oft auch das Geschäftsmodell auf den Prüfstand gestellt.

Verkehrsgewerbe:
Das letzte Quartal im vergangenen Jahr war im Transportlogistikgewerbe stark rückläufig – also bereits ohne Einfluss von Corona. Folglich stürzte auch der Geschäftslagen-Saldo - der Durchschnitt aus Umsatz- dem Betriebsergebnis-Saldo - im vierten Quartal um -9,5 auf -25 Prozent ab.

Dies stellt das schlechteste Ergebnis seitdem I. Quartal 2013 dar. Im gleichen Zeitraum ist die Fahrzeugauslastung bei 37,5 Prozent der Betriebe gesunken, bei 9 Prozent hingegen gestiegen.
53,5 Prozent der Betriebe verzeichneten gestiegene Kosten: größte Treiber waren hier Personal-, Fahrzeug- und Treibstoffkosten. Auch der Ausblick auf das darauffolgende Halbjahr – also bis Ende Juni – war bereits vor Beginn der Covid-19-Pandemie negativ.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung fordert die VBU von der Politik
- den betroffenen Unternehmen sinnvolle und zielgerichtete Hilfen zukommen zu lassen, um den tatsächlichen Ausfall an Einnahmen decken zu können. Die angebotenen KFW-Kredite helfen oft nicht
- die derzeitig noch bis 2021 gültigen, erhöhten Abschreibungen beim Bau von Mietwohnungen von 2 Prozent auf 4 Prozent beizubehalten
- Bauinvestitionen stabil zu halten und Kommunen zu stützen
- für alle Schulen des Landes zeitnah ein wirklich funktionierendes digitales Lernkonzept zu entwickeln.

(Presseinfo: Vereinigung Badischer Unternehmerbände, 25.05.2020)


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