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Breisgau-Hochschwarzwald - Müllheim

21. Jun 2024 - 10:54 Uhr

Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion: Auch in Müllheim kamen sowjetische Zwangsarbeiter um - Friedensrat Markgräflerland erinnert an Völkermord im Osten

Namentafel für Boris Lapin (Nr.1357) und Michail Goruschy (Nr.1363), gestorben in Müllheim, begraben auf dem Ehrenfeld 32 auf dem Hauptfriedhof in Friedrichshafen
Namentafel für Boris Lapin (Nr.1357) und Michail Goruschy (Nr.1363), gestorben in Müllheim, begraben auf dem Ehrenfeld 32 auf dem Hauptfriedhof in Friedrichshafen

Auch wenn heute die Regierenden Russlands einen durch nichts zu rechtfertigenden Krieg um die Ukraine führen, nimmt der Friedensrat Markgräflerland den 83. Jahrestag des Überfalls Nazi Deutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 zum Anlass, um an diesen Völkermord im Osten zu erinnern.

27 Millionen Menschen aus den Ländern der Sowjetunion – „slawische Untermenschen“ im Jargon der Nazis - wurden erschossen und verbrannt, in den Vernichtungslagern gefoltert und ermordet. Sie wurden Opfer des anderen deutschen Völkermords, der in Deutschland weitgehend geleugnet oder missachtet wird.

Bis Kriegsende nahm die Wehrmacht etwa 5,7 Millionen Soldaten und Soldatinnen der Roten Armee gefangen. Ihre Behandlung war verbrecherisch. Dabei spielten antikommunistische und rassistische Einstellungen ebenso eine Rolle wie militärische und wirtschaftliche Interessen des NS-Regimes. Die meisten starben aufgrund einer völlig unzureichenden Versorgung an Hunger und Krankheiten. Auch in Müllheim.

Mit mehr als drei Millionen Toten sind die sowjetischen Kriegsgefangenen eine der größten Opfergruppen deutscher Massenverbrechen. Dennoch wird bis heute kaum an sie erinnert.

Auch in Müllheim gab es "Russenlager", eines davon in der geschändeten jüdischen Synagoge, ein anderes beim Bauunternehmer Hehl.
Im Staatsarchiv Freiburg findet sich eine Akte mit dem Titel: "Auflistung der mit russischen Gefangenen zum Arbeitseinsatz ausgestatteten Firmen im Landkreis Müllheim/1942-1944". Aufgeführt ist der Tag des Einsatzes, die „Zahl der Russen“, die Empfänger-Firma, deren Sitz, und eine Bestätigung über den „Empfang der Besch(äftigten). Die Akte verzeichnet in der Zeit vom 23.11.1942 bis zum 23.November 1944 321 Einsätze von 930 russischen Zwangsarbeitern.

In einem Dokument der Arolsen-Archive vom 11. August 1945 berichtet der damalige Müllheimer Bürgermeister Fritz Hack an den Landrat: "Außerdem sollen auf dem hiesigem jüdischen Friedhof eine Anzahl Russen aus dem Lager des Bauunternehmer Hehl beerdigt sein. Eine Eintragung im Sterberegister ist nicht erfolgt." Diese doppelte Schändung des jüdischen Friedhofs entsprach der Nazi-Ideologie. Auf unsere Nachfrage antwortete das Stadtarchiv Müllheim: Nach Angabe des damaligen Schutzpolizeimeisters Josef Gür sind einige sowjetische Kriegsgefangene aus dem Lager des Bahnbauunternehmers Heinrich Hehl "gestorben und auf dem Juden-Friedhof beerdigt worden."

Nach Aussagen von Hehl sei 2 Wochen nach Ankunft der Gefangenen am 4.10. 1941 ein Gefangener gestorben. Diesen Toten habe er auf dem Jüdischen Friedhof beerdigen lassen. Ein weiterer sei auf dem Friedhof in Eschbach beerdigt, drei weiterer wurden in die Anatomie Freiburg verbracht. Auf Rückfrage Gürs beim damaligen Leichenschauer Hecker bestätigte dieser jedoch den Tod eines weiteren sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Lager Hehl, der ebenfalls auf dem Jüdischen Friedhof begraben wurde.

Wir wissen also von zumindest 5 Menschen mit sowjetischer Staatsangehörigkeit, darunter 2 Kinder, die in Müllheim während des Zweiten Weltkrieges umgekommen sind.

Zwei davon sind namentlich bekannt: Boris Lapin wurde am 22.01.1944 in Tübingen geboren und starb am 30.12. 1944 in Müllheim. Michail Horuschy, geboren am 1.1.1919 in Lantratowka im Gebiet vom heutigen Luhansk, kam am 2. Oktober 1941 in Müllheim um.
Auf damalige Anordnung der Militärregierung sind diese Opfer am 30. März 1950 exhumiert und auf einem Ehrenfeld auf dem Hauptfriedhof in Friedrichshafen bestattet worden. Dort findet man ihre Namen verzeichnet.

Besagter Bauunternemher Heinrich Hehl wurde 1948 von einem französischen Militärgericht wegen seiner Beteiligung an dem Pogrom gegen jüdische Menschen am 9. November 1938 in Müllheim zu einer 10jährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Seine Verbrechen gegen sowjetische Zwangsarbeiter blieben ungesühnt.

Heute werden die russischen Panzer von den Urenkeln der Frauen und Männer gesteuert, die gemeinsam mit ihren ukrainischen Kampfgefährten unter unvorstellbaren Opfern die Sowjetunion verteidigten, die Hitlerwehrmacht niederrangen und die Hauptlast bei der Befreiung Europas vom Faschismus trugen.

Umso mehr "ergibt sich zwingend die Frage: Wäre es nicht für die Menschheit Zeit, Kriege grundsätzlich abzulehnen und auf Verhältnisse gegenseitiger Achtung überzugehen, bei denen alle auch noch so komplizierten Fragen friedlich gelöst werden?", so Boris Popov , Soldat der Roten Armee und Kriegsgefangener in Deutschland 2013 in einer Berliner Schule auf die Frage, was er fühlt, wenn er an Gefangenschaft denkt.

http://www.friedensrat.org/pages/termine-denktage/22-juni-1941ueberfall-nazi-deutschlands-auf-die-sowjetunion.php


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